Ästhetische Phänomene der Esskultur
Das Seminar Kunst des Kepler Gymnasiums in Kooperation mit Seltmann Weiden
07.03.—17.03.13
Info
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler des Keplergymnasiums,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter aus Bildung, Wirtschaft und Politik.
Hier möchte ich namentlich und repräsentativ für das Kepler-Gymnasium begrüßen:
Herrn Rolf Anderlik,
Frau Karina Ertl und Herrn Axel T Schmidt
Der Tisch ist gedeckt, es wird zum Gastmahl gerufen, zum Symposion, zur Reflexion über Esskultur und darin über Kultur überhaupt, meinen besten Dank an die Veranstalter, dass sie sich den Kunstverein als Ort für dieses Zusammenkommen gewählt haben, ein Zuammenkommen reich an geistigen und ästhetisch-porzellanenen Reflexen.
Ich habe mich ja schon ausgiebig an dem schönen Anblick ergötzen können.
Dass Tisch-Kultur und Tischmanieren durchaus in sich ambivalente, zwiespältige Momente sind, wie uns Knigge und Struwelpeter lehren, wird dabei auch nicht unbedingt unterschlagen, da hat es mir der Tisch, der die Essstörung thematisiert, angetan.
Lassen sie mich in meinem Eingangsstatement selber noch einmal Schüler und ganz persönlich werden, lang ist es her, eigentlich bin ich nicht nachtragend, denke ich, und im Falle des Keplergymnasiums läge der Fall außerdem umgekehrt,
aber, wenn es um Dinge des Kommunitären geht, habe ich mitunter ein Elefantengedächtnis, und so ist die frühe und intensivste Erinnerung, die mich mit dem Kepler-Gymnasium verbindet, das Erlebnis des Schismas zwischen den Weidener Bildungs- und Quasi-Glaubens-Einrichtungen, dem humanistischen Augustinus-Gymnasium, an dem ich war, und dem „nur“ naturwissenschaftlich orientierten Kepler-Gymnasium,
ich war ein Renegat und war der Theater-Gruppe von Frau Kirchgatterer am Kepler beigetreten, „Ball der Diebe“ von Jean Anouilh, mein Direktor am Augustinus war böse, das waren noch Zeiten, die 1960er Jahre, eine schöne Erinnerung an viele inspirierende Stunden im Waldsassener Kasten, in den Teile des Kepler ausgelagert waren, Stunden, deren Geist mir nun irgendwie wieder entgegentritt.
Ich war damals über das Thema Kunst und Literatur mit einer Gruppe von meist Keplerianern verbunden und kann mich noch gut erinnern, wie bedeutsam es war, mit unserer selbst gemachten Kunst, unserem Gemaltem, vor allem aber Geschriebenem bei ausgewachsenen „Lehrkörpern“ wie Franz Joachim Behnisch Resonanz zu erhalten; eine ähnliche Funktion für die Weidener Jung-Kunst-Szene hatte dann in institutionellerer Form in den 1980er Jahren die Altstadt-Galerie, wo Werner Fritsch erste Lesungen und Performances abhielt und Ausstellungen zu sehen waren. Es gäbe hier, und auch im Zusammenhang mit der FOS/ Abteilung Gestaltung, einige Namen zu nennen, die zeigen, dass auch die künstlerische Sprungbrett-Pflege ein Faktor des Weidener Kulturlebens ist, der Beachtung verdient.
Was heute im Kunstverein stattfindet, liegt auf dieser Entwicklungslinie, fühlte sich dieser Tradition verbunden und folgt dem Wunsch, mehr tun zu können für die Jugend, die wir alle selber einmal waren und in der Tiefe unseres Herzens immer noch sind.
Darum bemüht sich der KV Weiden seit 1999, die Programm-Punkte diesbezüglich, über die mehrmals Kunst-Akademien in Weiden aufgetreten sind und wir Mitglied der bayerischen Kinder- und Jugendkunstschulen wurden, sind ja schon öfters dargestellt worden, und dass der Kunstverein Weiden heuer zu seinem zwanzigjährigen Jubiläum alle Weidener Gymnasien bei sich zu Gast haben darf, ist die Krönung. Und das Kepler macht den Anfang.
Auf diese Weise, über das Thema Nachwuchs und den Bildungs-Aspekt an der Kunst Teil der Schulstadt Weiden zu werden und vor Ort eingebunden zu sein, freut die Vorstandsmitglieder des KV und mich ganz besonders.
Der Vermittlung von Kunst, die bekanntermaßen viele Facetten hat, sich nicht über einen Kamm scheren lässt und daher dementsprechend unterschiedlich erreichbare Zielgruppen hat, hilft das außerordentlich.
Das hoch entwickelte Spezialistentum der Akademien, der Galerien, der Redaktionen und Ateliers, das für viele in unerreichbarer Ferne liegt, kriegt in Ausstellungen wie dieser die richtige Erdung, die einem auch das scheinbar allzu Abgehobene der großen Kunstwelt nahe bringt und fassbar macht.
Dies geschieht vor allem, meine ich, durch die mitreißende Lust am Machen, die hier Zeichen gesetzt hat und aus sich selber heraus überzeugt, und durch die Unbeschwertheit, die den Nachwuchs antreibt, dieses Unbeschwertheit führt die Macher nicht nur im Arbeitsfeld Kunst an die eigenen Wurzeln zurück.
Wo es mitunter hieß, was auf den Tisch kommt, wird gegessen, und wo es mitunter nötig war, umzulernen: Ich esse was mir gut tut.
In diesem Sinne wünsche ich der Ausstellung Erfolg und den jungen Kräften ein gutes Vorankommen. Möge Euer Tisch immer so reich gedeckt sein wie heute.
Wolfgang Herzer