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sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Kunst und des Kunstvereins Weiden,
es ist mir eine große Freude, Sie heute, kurz nach der Ausstellung mit Veteranen und Nachwuchs-Kräften der Abteilung Kunsterziehung am Augustinus-Gymnasium bei uns wieder begrüßen zu können, es war schön gewesen für uns pädagogische Kunstkämpfer und Kollegen, anlässlich dieser vorausgegangenen Ausstellung einander wieder zu sehen, das Vertraute und Gemeinschaftliche war über die Stil- und Altersdifferenz hinweg in seiner Unverwüstlichkeit in neuem Glanz zu erleben gewesen,
was sich hier heute ereignet, liegt nicht weit davon entfernt, Junge Kunst, Erwartungsfreude, die hat in den letzten Wochen und Monaten nicht nur die junge Szene in der Stadt umgetrieben, man kennt Florian Meier, von Erwartungsfreudigkeit lassen sich angesichts der ausgestellten Arbeiten auch die Kunstvereinsleute erfassen, letztes Jahr war Florian Meier auch schon Teilnehmer unserer PASST VII Ausstellung gewesen, jetzt ist der Kunstverein Startpoint, so fasst sich das an,
Florian Meier plant, Malerei zu studieren, der Aufbau der Ausstellung ging professionell und eigenständig ohne besondere KV-Beanspruchung vonstatten, sieht man vom guten, hilfreichen Geist unserer Räume Claus Bergler ab, vorübergehend wurde das auch als Palast- Revolution bezeichnet, Bravo! wir winken jetzt am Start, die Sektkorken knallen, es macht Freude, gegen Ende des Kunstvereins- Jubiläumsjahres, das seinen Akteuren 20 nicht immer ganz leichte Jahresringe um den Hals gelegt hat, so etwas exquisit Frisches zu erleben, wie es uns jetzt mit der Arbeit von Florian Meier überrascht.
Der gebürtige Weidener, Jahrgang 1990, ist wie gesagt in der Weidener Kunst-Szene kein Unbekannter, neben seiner Ausbildung an der staatlichen Fachschule für Produktdesign in Selb hat er in den letzten zwei Jahren immer wieder mit freier, viel versprechender Malerei, die beachtliches realistisch-illustratives Talent verraten, auf sich aufmerksam gemacht. Unter dem Titel "Impuls" zeigt der 23-Jährige nun in den Räumen des Kunstvereins Weiden, der seit 1999 auch als Einrichtung zur Nachwuchsförderung bekannt geworden ist (bayerischer Kulturförderpreis 2011 für die Oberpfalz), eine größere Werkschau.
Sehen Sie sich um. Eine Ausstellung voller Verve, Witz und Ideen, vieles kurz und treffsicher angespielt, das Thema Kunst-und Leben, ist es nicht fabelhaft, wie diese alte dramatische Sache hier umgesetzt wird, in dem man den Alt-Meister der Moderne Matisse, der vom Gemälde als gemütlichen Lehnstuhl spricht, umdreht und aus dem Gemälde ein Sofa macht.
Die ausgestellten Arbeiten auf Leinwand informieren vor allem über die stürmische Entwicklung der letzten Monate, die in Hinblick auf technische Innovation und die Möglichkeiten einer spannungsvollen und erzählerisch starken Darstellung des bewegten menschlichen Körpers beeindruckt. Es ist besonders die Präzision der Figuren, die fasziniert, die der erzählerisch suggestiven Kraft der Linie Claire entspringen, meine ich, einer Linienführung, die seit Herge in vielen Abwandlungen existiert und eine tragende Darstellungs-Form im Comic geworden ist. Die Figur bei Meier tritt in der Regel in Kombination mit meist stark bewegten, expressiv-abstrakten farbigen Kompositionen, auf, die der Künstler spontan aus dem Unterbewusstsein entwickelt, sie dienen ihm als Experimentier-Felder und Impuls-Geber, an denen sich im Stil der freien Assoziation, die alle Denk-Hürden überschreitet, der scheinbar unerschöpfliche Strom seiner Bild-Ideen entzündet.
Diese Dialektik von einer bestimmten, spannungsvoll positionierten Figur, die sich in einer angerissenen Szene im Sinne von „Fortsetzung folgt“ befindet, und unbestimmtem, chaotischen Grund bzw Umfeld machen den Impuls, den Aufbruch aus Bildern in neue Bilder, zum Thema, und dokumentieren ihn gleichzeitig. Dieser Aufbruch vollzieht sich explosions-artig, und bleibt dabei flaschengrün cool, in den Bildern mit dem VW-Bus erscheint dies, wenn die abstrakte Darstellung die Struktur schleichenden Rostes übernimmt, explizit als sanftes, aber zwingendes Naturereignis, auch wie die Reifung des Weins, auf die ein anderes Bild Bezug nimmt,
in den meisten Bildern ist ein höheres Tempo angesagt, es crasht und die Kulissen fliegen uns um die Ohren und wir finden die Art malerischer und graphischer Beschleunigungs-Motive, die schon im Futurismus stilprägend waren. Stakkato der Bilder, das Bild als rascher Durchgang, als drängende Frage, wie es weitergeht, als Schritt in die Zukunft, die die Vergangenheit hinter sich lässt und Zelte abbricht, Aufbruch und Ankunft, welches Tempo, welche Gangart lässt sich durchhalten, Florian Meiers Handwerklichkeit dürfte dabei ein guter Taktgeber sein, ein Taktgeber, der nach meiner Auffassung auch in künstlerisch schwierigem Gelände an ein immer wieder gelingendes Ankommen denken lässt.
Wir wünschen es ihm jedenfalls.
Wolfgang Herzer