Fünf vor Zwölf
Ein Ausstellungsprojekt der FOS-Gestalter
im Kunstverein Weiden
Laufzeit: 4 min
Info
„Ich finde es richtig traurig, dass wir wegen Corona nicht zeigen konnten, was wir draufhaben“, so die Gestalterin Lorena Rösl über das Ende einer nie begonnenen Ausstellung im Kunstverein.
Wochenlang drehte sich bei den Gestaltern der FOSBOS Weiden alles um das Thema „Fünf vor zwölf“. Die Idee für eine Ausstellung mit diesem Titel war bereits vor der Corona-Pandemie geboren. „Das Thema erschien uns zeitgemäß und vielfältig zugleich“, erklärte Jochen Lüftl, Fachbetreuer der Ausbildungsrichtung Gestaltung.
Das Resultat: fantastisch. Tickende Uhren in allen Variationen - nostalgisch, klassisch und digital. Ticktack. Auch Zeitbomben ticken im Sekundentakt. Die Erde steht vor dem Kollaps. „Alles kann jeden Moment zusammenbrechen“, so der Slogan auf einem Bild. Die Welt erscheint als Feuerball. Dynamitstangen begrenzen das menschliche Dasein. Neben der Ausbeutung der Natur, Umweltverschmutzung und Artensterben prangern die Schüler die Massentierhaltung unter dem Titel: „Deadline gestern“ an.
Doch „Fünf vor zwölf“ steht nicht nur für Endzeitstimmung. Zähneputzen, Schlafen, Mittagessen oder ein Diskobesuch, all das geschieht, wenn der Zeiger auf fünf Minuten vor zwölf Uhr steht. Dass auch Corona zwischenzeitlich zum Alltag der Schüler gehört, zeigen Motive wie Corona-Bier, Masken, Toilettenpapier und das Virus als untergehende Sonne. Die Kreativität der FOS-Gestalter zeigt sich auch auf formaler Ebene. Verschiedenste Stilrichtungen in unterschiedlichen Techniken vereinen sich zu beeindruckenden Collagen.
„Der Umstand, dass uns Corona gezwungen hat, die traditionelle FOS-Ausstellung im Kunstverein ausfallen zu lassen, war auch für uns frustrierend“, betonte der Kunstvereins-Chef Wolfgang Herzer. Jetzt werden die Werke der Schüler an dem Ort präsentiert, für den sie geschaffen wurden. Zu sehen ist die Ausstellung auf der Webseite des KV.
5 vor 12.
Schon oder erst?
Eröffnungstext
Wolfgang Herzer
Liebe FOS/BOS-ianer/innen,
sehr geehrte Damen und Herren,
„Fünf vor Zwölf“ ist der Titel der FOS-BOS-Absolvent/innen-Kunstausstellung 2020, Ausdruck einer kritischen Weltsicht, die nicht nur der Veranstaltung heute den spezifischen Akzent gegeben hat. Es war über die vergangenen Jahre und FOS-BOS-Jahrgänge, als noch Niemand das Wort Corona buchstabieren konnte, zur feinen Tradition geworden, einmal im Jahr exklusiv in den Kunstverein zu kommen. Da ging es darum, im Rahmen einer Ausstellung mit Selbstgeschaffenem die Oberschüler/innen aus dem Zweig Gestaltung zu beglückwünschen und zu verabschieden.
Schulabschluss im Kunstverein, das bedeutet dabei für die werdenden Gestalter/innen in der Türe des Schonraums auch schon die Zugluft des Lebens, der Professionalität und des kommenden Berufs zu spüren.
Der Titel selbst ist nicht neu, seit den 1980er Jahren und den politischen Einmischungen der Umweltbewegung tickt es unaufhörlich die letzten 5 Minuten vor dem Weltuntergang. Aber so signifikant wie diesmal war bei uns das Schlagen der Uhr noch nie zu hören gewesen. Die Ausstellungs-Räume, die die Pandemie leer gefegt hat, waren zur Echo-Kammer geworden, in der die Stecknadel auf dem Nadelfilzboden zu hören ist.
Wo ist es hin, das große Event? Die erstaunliche Besucherzahl, die Freunde/innen, Bekannten und Verwandten, das hat die Baustatik des Gebäudes Ledererstraße 6 jedesmal einem Härtetest unterzogen und es hat signalisiert, es geht weiter, ewig weiter. Das war eine feste Einrichtung, diese bemerkenswerte Show, in der die Kreativität der Schüler/innen eben so wie der Lehrerfolg der Pädagog/innen zur Blüte hatte kommen können. Dank der Kombination mit der Vereinskneipe Neues Linda durfte man auch noch dem Nacht-Cafe-Mythos der Moderne nachspüren, die Nacht zum Tag machen und richtige Boheme-Atmosphäre atmen.
Die Zeiten sind anders geworden. Das Tragen des Corona-Visiers, der Abstand, das ist ritterliche Pflicht. Traurig, traurig!
Dass aber unter dem Gesichtspunkt der Kreativität diese nicht normalen anderen Zeiten nicht schlechtere Zeiten sein müssen, beweist die Ausstellung im Leer-Raum auch.
Selbstredend ist es schade, dass eine virtuell-immaterielle Leistungsshow kein Ersatz ist. Schüler/innen beklagen mit Recht, dass dieser Darbietung wesentliche Dimensionen der Wahrnehmung und Würdigung abgehen. Aber ... und da hat der Titel auch etwas Tröstliches: Es ist erst 5 vor 12.
In diesem Sinn setzt die Ausstellung ein Zeichen.
…das Glas ist nicht leer.
„A bisserl was geht immer“ – Monaco Franze, und der archäische Apoll aus dem Programmgedicht von Rilke sagt: Du musst Dein Leben ändern. Aller Anfang ist virtuell, sagt das Leben.
In diesem Sinne.
Glückwunsch!
… weiterhin gutes Krisenmanagement:
wir holen auf, nächstes Jahr mit 10:12,
so begrenzt das Spielfeld auch ist,
da kann man was machen, wie zu sehen ist,
ich danke den hellen Köpfen der FOS/BOS,
Wege gefunden zu haben, um trotz Corona
auch in diesem Jahr wieder die uns so
wertvollen Lebenszeichen in den KV zu bringen.
Vergangene Ausstellungen
der FOS/BOS
Luxus und Vergänglichkeit
04.04.—27.04.2014
Plastik Planet
06.05.—09.05.2011
Fünf vor Zwölf
Ein Ausstellungsprojekt der FOS-Gestalter
im Kunstverein Weiden
Laufzeit: 4 min
Info
„Ich finde es richtig traurig, dass wir wegen Corona nicht zeigen konnten, was wir draufhaben“, so die Gestalterin Lorena Rösl über das Ende einer nie begonnenen Ausstellung im Kunstverein.
Wochenlang drehte sich bei den Gestaltern der FOSBOS Weiden alles um das Thema „Fünf vor zwölf“. Die Idee für eine Ausstellung mit diesem Titel war bereits vor der Corona-Pandemie geboren. „Das Thema erschien uns zeitgemäß und vielfältig zugleich“, erklärte Jochen Lüftl, Fachbetreuer der Ausbildungsrichtung Gestaltung.
Das Resultat: fantastisch. Tickende Uhren in allen Variationen - nostalgisch, klassisch und digital. Ticktack. Auch Zeitbomben ticken im Sekundentakt. Die Erde steht vor dem Kollaps. „Alles kann jeden Moment zusammenbrechen“, so der Slogan auf einem Bild. Die Welt erscheint als Feuerball. Dynamitstangen begrenzen das menschliche Dasein. Neben der Ausbeutung der Natur, Umweltverschmutzung und Artensterben prangern die Schüler die Massentierhaltung unter dem Titel: „Deadline gestern“ an.
Doch „Fünf vor zwölf“ steht nicht nur für Endzeitstimmung. Zähneputzen, Schlafen, Mittagessen oder ein Diskobesuch, all das geschieht, wenn der Zeiger auf fünf Minuten vor zwölf Uhr steht. Dass auch Corona zwischenzeitlich zum Alltag der Schüler gehört, zeigen Motive wie Corona-Bier, Masken, Toilettenpapier und das Virus als untergehende Sonne. Die Kreativität der FOS-Gestalter zeigt sich auch auf formaler Ebene. Verschiedenste Stilrichtungen in unterschiedlichen Techniken vereinen sich zu beeindruckenden Collagen.
„Der Umstand, dass uns Corona gezwungen hat, die traditionelle FOS-Ausstellung im Kunstverein ausfallen zu lassen, war auch für uns frustrierend“, betonte der Kunstvereins-Chef Wolfgang Herzer. Jetzt werden die Werke der Schüler an dem Ort präsentiert, für den sie geschaffen wurden. Zu sehen ist die Ausstellung auf der Webseite des KV.
5 vor 12.
Schon oder erst?
Eröffnungstext
Wolfgang Herzer
Liebe FOS/BOS-ianer/innen,
sehr geehrte Damen und Herren,
„Fünf vor Zwölf“ ist der Titel der FOS-BOS-Absolvent/innen-Kunstausstellung 2020, Ausdruck einer kritischen Weltsicht, die nicht nur der Veranstaltung heute den spezifischen Akzent gegeben hat. Es war über die vergangenen Jahre und FOS-BOS-Jahrgänge, als noch Niemand das Wort Corona buchstabieren konnte, zur feinen Tradition geworden, einmal im Jahr exklusiv in den Kunstverein zu kommen. Da ging es darum, im Rahmen einer Ausstellung mit Selbstgeschaffenem die Oberschüler/innen aus dem Zweig Gestaltung zu beglückwünschen und zu verabschieden.
Schulabschluss im Kunstverein, das bedeutet dabei für die werdenden Gestalter/innen in der Türe des Schonraums auch schon die Zugluft des Lebens, der Professionalität und des kommenden Berufs zu spüren.
Der Titel selbst ist nicht neu, seit den 1980er Jahren und den politischen Einmischungen der Umweltbewegung tickt es unaufhörlich die letzten 5 Minuten vor dem Weltuntergang. Aber so signifikant wie diesmal war bei uns das Schlagen der Uhr noch nie zu hören gewesen. Die Ausstellungs-Räume, die die Pandemie leer gefegt hat, waren zur Echo-Kammer geworden, in der die Stecknadel auf dem Nadelfilzboden zu hören ist.
Wo ist es hin, das große Event? Die erstaunliche Besucherzahl, die Freunde/innen, Bekannten und Verwandten, das hat die Baustatik des Gebäudes Ledererstraße 6 jedesmal einem Härtetest unterzogen und es hat signalisiert, es geht weiter, ewig weiter. Das war eine feste Einrichtung, diese bemerkenswerte Show, in der die Kreativität der Schüler/innen eben so wie der Lehrerfolg der Pädagog/innen zur Blüte hatte kommen können. Dank der Kombination mit der Vereinskneipe Neues Linda durfte man auch noch dem Nacht-Cafe-Mythos der Moderne nachspüren, die Nacht zum Tag machen und richtige Boheme-Atmosphäre atmen.
Die Zeiten sind anders geworden. Das Tragen des Corona-Visiers, der Abstand, das ist ritterliche Pflicht. Traurig, traurig!
Dass aber unter dem Gesichtspunkt der Kreativität diese nicht normalen anderen Zeiten nicht schlechtere Zeiten sein müssen, beweist die Ausstellung im Leer-Raum auch.
Selbstredend ist es schade, dass eine virtuell-immaterielle Leistungsshow kein Ersatz ist. Schüler/innen beklagen mit Recht, dass dieser Darbietung wesentliche Dimensionen der Wahrnehmung und Würdigung abgehen. Aber ... und da hat der Titel auch etwas Tröstliches: Es ist erst 5 vor 12.
In diesem Sinn setzt die Ausstellung ein Zeichen.
…das Glas ist nicht leer.
„A bisserl was geht immer“ – Monaco Franze, und der archäische Apoll aus dem Programmgedicht von Rilke sagt: Du musst Dein Leben ändern. Aller Anfang ist virtuell, sagt das Leben.
In diesem Sinne.
Glückwunsch!
… weiterhin gutes Krisenmanagement:
wir holen auf, nächstes Jahr mit 10:12,
so begrenzt das Spielfeld auch ist,
da kann man was machen, wie zu sehen ist,
ich danke den hellen Köpfen der FOS/BOS,
Wege gefunden zu haben, um trotz Corona
auch in diesem Jahr wieder die uns so
wertvollen Lebenszeichen in den KV zu bringen.
Vergangene Ausstellungen
der FOS/BOS
Luxus und Vergänglichkeit
04.04.—27.04.2014
Plastik Planet
06.05.—09.05.2011