Keulengezwitscher
Franziska Hufnagel, Malerei
23.06.—28.07.06
Info
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Malerin Franziska Hufnagel ist die nächsten Wochen Gast im Kunstverein Weiden. Sie sehen eine Reihe großformatiger Arbeiten, Akryl auf Leinwand, in der Farbigkeit dominiert Schwarz Weiß, den größeren Flächenanteil nimmt Schwarz ein, die lineare Bewegung changiert zwischen breitem flächigen Auftrag über schmalflächige Züge bis zu filigranen, sehr sensiblen Strichelierungen und gegenstandsbezeichnenden Rissen. Die Malerei ist einerseits figurativ, wobei die Figur häufig nur in Andeutungen zur Erscheinung kommt, die Räumlichkeit, in der diese Figuren als Einzelne, paarweise oder in Gruppen auftreten, ist unbestimmt, mal architektonisch angerissene Räumen, mal abstrakten Farbräume, mal atmosphärisches Hell-Dunkel-Gemenge durchdringen einander, dies nicht nur in der Fläche, sondern auch in der Tiefe mehrerer übereinandergemalter Malebenen, aus denen undeutlich und schemenhaft die eine oder andere Form und Physiognomie wieder auftaucht. Obere Malschichten verhüllen darunterliegende Malschichten. Auffällig an den Figuren sind die Gewandungen, die Kleider, Uniformen, die zivilisatorischen Hüllen und historischen Kostüme, die es gestatten, die Hell-Dunkel-Schrittfolge der Bilder auch als Zeitreise oder Entdeckungsreise einer kulturhistorischen Psychoanalyse zu betrachten. Gewänder und Körperhaltungen sind kulturelle Symbole, deren Code es zu entschlüsseln, deren Inhalt es zu enthüllen gilt. Dazu kommen Insignien und Embleme wie Stöcke, Speere, Pfeile, Sterne, Runen, einen kleinen Hammer entdecke ich, die z.T. frei in die schwebende, nur zu ahnende, n-dimensionale Räumlichkeit der Bilder gesetzt sind und dort oft offen lassen, ob es sich um Fern oder Nahsichten handelt, ob als ihr Trägermedium eine Mauer, ein Panzer, ein Blatt Papier, ein Gewand oder anderes gemeint sein könnte. Im Zentrum dieser genannten Inhalte steht das Gespenst, genauer der Typus von Gespenst, bei dem das Gespenstsein mittels eines Lakens, eines weißen Tuches zum Verhüllungs-Spiel wird. Ein Spiel das es vor allem mit der Frage spannend macht, wer spielt hier Gespenst? Wer steckt in der Verhüllung? Natürlich könnte es auch ein Gespenst sein. Doch dass sich unter dem Tuch nur ein voluminöses Nichts, ein schwarzes Loch befindet, ist nicht annehmbar. Manchmal wird ein Vorhang zum Gespenst, wenn sich ein Kind dahinter versteckt. Wesentlich geisterhafter,immaterieller und metaphysischer wirken daneben die Figuren, denen wir offen ins Gesicht sehen können. Seltsame Verkehrung der gewohnten Realitätsebenen.
Über all dies möchte ich jetzt gerne im einzelnen einige Ausführungen vornehmen. Ich werde Überlegungen zu den hier aufgezählen konstitutiven Elementen in der Malerei von Franziska Hufnagel anstellen, Ihnen diese Überlegungen in lockerer, offener Ordnung vorlegen, Sie dürfen das als Bausteine betrachten, mit denen Sie dann anfangen können, ein Gedankengebäude ganz nach Ihren eigenen Maßgaben aufzubauen.
Bauklotz 1
Zum Malen von Bildern.
Ein Leben ohne Bilder ist undenkbar.
Jede anderslautende Meinung müsste es sich gefallen lassen, dass sie das Alltagsleben, das wirklich viel erlebt hat, vom Platz weist. In der Kunst war das bis vor gar nicht so langer Zeit anders. Gerade in der Kunst, fragt man erstaunt. Ja gerade hier. Hier hatte sich uneingedenkt der Tatsache, dass das menschliche Denken ein Prozeß ist, der im Grundsatz zwischen bildhaft-emotionalen und begrifflich-rationalen Strukturen abläuft, im wechselseiten sich Enthüllen und Verhüllen der Worte durch Bilder und der Bilder durch Worte, in der jüngeren Vergangenheit die Vorstellung verfestigt, dass die Malerei insgesamt und speziell eben auch das gegenständliche Malen von all den Gegenständen, die sekündlich auf unsere Netzhaut purzeln bzw unser Unterbewusstsein verlassen und unser Sehzentrum bevölkern, tot ist, zumindest als Quelle des künstlerischen Fortschritts.
Die Totsagungen häuften sich.
Schließlich fand man den Fehler. Es war der Fortschrittsgedanke, der in der Idee der Avantgarde-Kunst in der Moderne immerwieder auf den Endsieg einer, der einen, der endgültigen Stilrichtung gesetzt hatte. Aber alle Siegesfeiern waren verfrüht. So meinte die Kunsttheorie schließlich, mit Beerdigungen mehr Erfolg zu haben. Die ehemalige Leitkunst, die Malerei, sollte dran glauben. Doch das Totsagen lief sich ebenso wie der Fotschrittsglaube tot und machte einer pragmatischen Haltung jenseits starrer Prinzipien Platz, machte dem, was geht, Platz. Dies war unter anderem ein Zeichen für die Veränderungen des gesamten Denkraumes in unserer Kultur, der schon durch die Psychoanalyse und Einsteins Raum-Zeit-Kontinuum erschüttert worden war. Das geschlossene statische Raumsystem weicht dynamischen, selbsttätigen Raumstrukturen, die an ihren Rändern offen sind und muliple Bezüge mit anderen Raumstrkturen eingehen. Die räumliche Darstellung in der Malerei von Franziska Hufnagel entspricht dem.
Malen von Bildern, von figürlichen Bildern ist seit den 80er Jahren, dem vulkanischen Ausbruch der Neuen Wilden, wieder ziemlich normal, so normal wie all das andere eben auch, das in der Kunstwelt cross-over-mäßig, dh statt in einer Richtung, in alle Richtungen hin geschieht.
Franziska Hufnagel ist also aus voller Überzeugung Malerin, doch gleichzeitig bezieht sie sich, wie Sie auf den vorliegenden Leinwänden erkennen, auf die Fotografie, auf dieses anderere, scheinbar weitaus modernere, fortschrittlichere, auch demokratischere Darstellungsmedium.
Knipsen kann jede und jeder.
Da lohnt sich die Frage nach der Malerei doch. Wo ist der Unterschied ?
Malerei wie Fotografie bewertet der dingzentrierte Blick unserer Warenkultur vorrangig vom Darstellungs-Ergebnis her, vom wiedergespiegelten Gegenstand oder von den gegenständlichen Assoziationen her. Doch beide Medien entfalten ihre eigentliche Qualität unter der normalen Wahrnehmungschwelle analog zur Musik schon in dem Bereich der abstrakten Farb-Form-und- Richtungs-Klang-Kontraste. Dabei kommt speziell in der Malerei noch ein Bewegungs und Rhythmus-Moment hinzu, das nur durch den Pinselduktus beim Auftragen der Farbe herstellbar ist. Und noch eins gibt der Malerei einen besonderen Stellenwert. Das ist die Aura des Gemachten, wenn der Betrachter ganz nah an das Bild herantritt und die Brille lupft, die Dialektik von Illusion und Inszenierung, von Nahsicht und Fernsicht, von Verhüllung durch den Realitätsschein und Enthüllung der eigentlichen Wirklichkeit zB. einer prachtvollen, heroischen Landschaft von Claude Lorrain als gemaltes Bild. Das alles liegt bereits in der aufgespannten, leeren Leinwand als ein Grundthema unserer europäischen Kultur vor. Malen heute ist also nicht nur ein technischer, handwerklicher Akt zur Visualiserung von Künstlerideen. Schon die Malerei an sich wird von der Künstlerin und dem Künstler unserer Tage als ein von Traditionen und Überlieferungen abgemessener Ideen-Raum betreten.
Damit die trockene Theorie nicht zu trocken wird, jetzt etwas Spannenderes.
Bauklotz 2. Das Gespenst.
Das Gespenst ist ein religiöse und künstlerische Figur aller Kulturen und geht wohl auf die grundmenschliche Erfahrung der belasteten Seele und einer virtuellen, geistigen Welt zurück, die mit ihrer materiell und irdisch gebundenen Vorgeschichte nicht ins Reine gekommen ist. Dabei ist das Gespenst ein Phänomen, das es im christlichen Kosmos eigentlich nicht gibt, es ist eine assimilierte heidnische Fantasie, die zwischen Engeln und Teufeln gut zurecht kommt, Ausdruck volkstümlichen Aberglaubens, Realitäten der kollektiven Seele, deren heilige Geschichten die Märchen und Sagen sind. Das Gespenst ist eigentlich ein Riss, ein Bruch in der christlichen Weltordnung, ein Fremder, ein Ausländer, und sagt uns, dass zu allen Zeiten nichts aus einem Guß war, dass gesampelt wurde. Das war nicht nur gestern im Surrealismus und bei Dada so , das ist heute in der HipHop-Ära der Fall und ganz explizit hier in den Kompositionen von Franziska Hufnagel, und das war immer so, auch wenn es herrschenden Meinungen nicht gefallen hat. Gespenster gibt es doch. Sein oder Nichtsein, das ist eben keine Frage, was Hamlet da wohl nur der Form halber ruft, in der Neu-Zeit, einer Zeit des revolutionären Humanismus, im 19. Jahrhundert im Umbruch der europäischen Ständegesellschaft zur Klassen- und Vernunft-Gesellschaft erfreuen sich die wohlig schauerigen Gothik-Tales großer Beliebtheit, heutzutage floriert das Horror-Genre, die Untoten brauchen keine Burgen mehr. Die Supermärkte, diese Paläste und Dome der kapitalistischen Demokratie, wo anstelle der Gebetsmühlen die Registrierkassen stehen, werden zu Schauplätzen von Ereignissen, die die uralte Frage aktualisieren: Was steckt hinter der Verhüllung,beziehungsweise was steckt in der Verpackung.
Welche Kraft aber treibt das Gespenst um?
Es ist die böse Tat, die an demjenigen oder durch denjenigen, der jetzt Gespenst ist, verübt wurde und die kosmische Ordnung in Unordnung, die Welt aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Die Welt als Kunstwerk, als Schauspiel, so sieht es das Barock, die Zeit extremer Spannungen, das absolutistische Regelwerk bringt alles miteinander auf geometrische Art in Verbindung, es ist die Zeit des Clair - Obskur, Schwarz-Weiß, Symbole der existenziellen Pole, der Geburt, des Todes, des Lichtes, der Finsternis. Des Himmels und der Hölle. Aus diesem Spannungsfeld entwickelt sich alles Sein, alle Taten, die bösen wie die guten, alle Leidenschaften und alle Ideen. Wir leben dabei in der besten aller möglichen Welten.
All das ist für uns Heutige keineswegs Schnee von Gestern. Wählen wir in Hinblick auf die weiteren Ausführungen für die Böse Tat einen anderen Begriff, den des Machtmissbrauchs.
Greifen wir jetzt nach den Beunruhigungen der Parapsychologie noch mal auf die Kunsttheorie zurück, auf das Verhältnis von Malerei und Fotografie, das wir in Frau Hufnagels Arbeiten als wichtiges Thema erkennen.
Bauklotz 3. Die Bilder über Bilder. Enthüllungen und Verhüllungen.
Für den Besucher unserer Ausstellungen ist es recht interessant, diese Ausstellung in Verbindung mit der vorausgehenden, dort mit den Arbeiten von Kurt Benning zu sehen. Unter dem Titel Nachrichten von Gestern, hat er eine Hommage an die Bilderwelt der Süddeutschen Zeitung hergestellt, Dokumentarfotografien aus drei Jahrzehnten liegen dort vor, also auch eine Zeitreise. Die Fotografie genießt ja gegenüber allen anderen visuellen Darstellungsmitteln den Ruf, die Wirklichkeit wahrheitsgemäß abzubilden, oder sogar Dinge zu enthüllen, an die der Normalsterbliche nicht herankommt. Und hier sieht der SZ-Zeitreisende gut und am Beispiel der Portraitfotografien - das ist jetzt eine Verbindung zur Arbeit von Frau Hufnagel - sieht er es noch besser, dass das, was wir für die unfrisierte Wirklichkeit hielten, eine Ansammlung von immerwiederkehrenden, sich variierenden Wirklichkeitsformeln, Klischees, Codes, Mustern, Bildtypen, Stereotypen, Pathosformeln ist. Die Fotos ahmen immerwieder Fotos nach. Gerade am Beispiel der Portraitfotografie, auf die sich Frau Hufnagel in mehrfacher Weise bezieht, sehen wir den Nachhamungsdrang noch grundlegender. Die Portraitfotografie hat von ihren Anfängern an traditionelle Repräsentationsposen der Malerei und der gesellschaftlichen Konvention übernommen. Sie hat Gemälde nachgeahmt. Statt die nackte Realität zu zeigen, ist es offensichtlich, dass sie die Realität immer gefiltert und im Sinne einer besonderen Bildform aufbereitet. Sie wiederholt in ihren Bildern Bilder, die es in dieser Form schon einmal gegeben hat und verhüllt dabei die Wirklichkeit der Wirklichkeit durch ihre Enthüllungen der Wirklichkeit ebenso wie die Wirklichkeit der Bilder.
Die Bilder von Frau Hufnagel sprechen in diesem Sinne über Bilder. Das Portraitbild erscheint in diesen Bildern als ikonographischer Topos in seinem historischen Wandel. Da taucht aus der Dunkelheit der Erinnerung eine besondere Gewandung, wie oben schon gesagt: eine besondere zivilisatorische Hülle auf, die spanische Fürstin a la Velasquez könnte darin stecken, man denke an die Las Meninias von Velasques, man denke an Goyas kleinen Don Manuel, den Enfanten, Gewandung und Pose sprechen dafür, man nehme am Abschied des anonymen Soldaten teil, der in den ersten Weltkrieg zieht, die Uniform lenkt unsere Gedanken und Emotionen vielleicht an diesen historischen Schauplatz, an dem nationaler Ehrenkodex seine pathologische Seite enthüllte. Da taucht aus der Dunkelheit ein kleiner quadratischer Fleck, ein Schnurrbart, Hitler auf, Tiere, Menschen.
Und jetzt die Frage, wer war das, hinter dem großen und kleineren Glanz der unvergänglich gemachten Posen und Gewändern, hinter den großen und kleinen Schrecken des Widererkennens womit lassen wir uns blenden, wovon lassen wir uns bannen, was wird hier verhüllt, und was wird sichtbar gemacht, also enthüllt, wer war das hinter der historischen und soziologischen Wirklichkeit, über die wir alles zu wissen glauben, wer ist das hinter der Selbstinszenierung und Inszenierung menschlichen Lebens gewesen, die durch den Portraitierten ebenso wie durch den Portrait-Fotografen bzw den Portrait-Maler angestellt wurden. Ist es überhaupt herauszufinden, geraten wir dabei nicht in einen Sog untentwegter Verhüllungen von Enthüllungen von Verhüllungen bis unter die Haut.
Bauklotz 4.
Clair-Obscur. Licht und Schatten, Vorhang auf, Spot on, die Welt als Theater.
Bauklotz 5.
Das Portrait. Der Wille zur Macht. Das kleine Gespenst.
Das Portrait hat eine lange Geschichte, in der Antike - und nicht nur da - war es mit dem Ahnenkult verbunden, aus Pompeij kennen wir einige Grabbildnisse Verstorbener, die uns heute noch aus lebensvollen Augen ansehen. Die flüchtige Erscheinung individuellen Lebendigseins wird aufbewahrt. Wirklich? Das Portrait hält einen Augenblick fest, in dem sich Vergangenheit und Zukunft zu ewiger Gegenwart verbinden, formt eine repräsentative Haltung, den sprechenden Ausschnitt, in dem mehr als das visuelle Abbild, wie es auf unserer Netzhaut vorliegt, zur Darstellung kommt. Ganz allgemein können wir sagen mit Bezug auf die Ambition des Porätisten, den Ehrgeiz, dem Flüchtigen Herr zu werden, dass sich in jedem Portrait, jedem forschen Auftreten vor dem Auge der Ewigkeit, der Wille zur Macht manifestiert, der Wille, sich im Zusammenhang seiner soziologischen Zugehörigkeit oder seiner rebellischen Individualität zu behaupten. Es ist ein Auftritt gegen die Kräfte der Zerstörung. Dieser Auftritt verlangt nach einer angemessenen Aura, und die erfahren wir exemplarisch in dem Abstandsgebietenden, Ehrfurcht- ja Furcht-Einflößenden und Gebieterischen an den BürgerPortraits aus dem 19. Jahrhundert. In verschiedener Stärke liegt das dort und in der Nachfolge vor, es befindet sich im Dialog mit den unterdrückten kreatürlich menschlichen Zügen, die das Starke, Herrische, Mächtige abmildern, aufweichen, untergraben und als Panzer und Charaktermaske enthüllen.
Eigenartigerweise fehlt diese Aura, die Abstand erzeugt, in den Arbeiten von Franziska Hufnagel weitgehend. Der Distanzraum zwischen Portraitiertem und Betrachter, zwischen Ich und Du hat sich aufgelöst.
Woran mag das liegen? Es ist ganz offenbar. Es fällt ins Auge. Es wird in der Malweise und Linienführung lesbar.
Wir treffen eine andere Aura an, eine Aura des Kindlichen durchwirkt die Bilder. Grund dafür ist die naiv angelegte Um-riss-Form der Figuren und Gesichter, vor allem aber liegt das an dem weichgerundeten Gespenster-Umriss. Hier tritt weniger das immaterielle Aufleuchten unstillbarer Seelenpein hervor, wie man es von Heinrich Füssli her kennt, als vielmehr das in der Verhaltensforschung durch Konrad Lorenz beschriebene Kindchenschema, ein Schlüsselreiz ist das, der bei Tieren wie Menschen gleichermaßen mit dem Hegeinstinkt beantwortet wird und der Machtausübung prinzipiell Einhalt gebietet. Zumindest dies will. Die Kultur, das wissen wir, trickst die Natur ständig aus.
Das Kindchenschema der Gespensterform macht uns, den Betrachter, den Stärkeren und Mächtigeren im Idelafall schwach, der Wolf - dort drüben sehen Sie einen Hund schlummern - beißt nicht, er rettet und zieht den kleinen Mogli wie Seinesgleichen auf.
Dies ist universell gegeben und auf dieser Gegebenheit ist das schwache Wesen, das wir mühelos auslöschen könnten – und wie oft geschieht das trotzdem, wir lesen Zeitung, sehen die Bilder, Vorsicht vor Bildern bitte – ist Goyas Enfant Don Manuel, dieser Dreikäse-Hoch in majestätisch roter Klamotte von dem sprichwörtlichen kindlichen Allmachtgefühl erfüllt, das die einschüchternde Wirkung aller Herrschaftsgesten abprallen lässt. Wie mag Hitler, die spätere Macht-Fratze und Holocaust- Gespenst, als Kind die Welt gesehen haben, in der Zeit, er als Waffe gegen das Böse nur den Schlüsselreiz seines Kindseins besaß? Nicht die Mittel, die einen Machtmissbrauch jenseits jeder gGrößenordnung möglich gemacht haben. Wie mag Goyas Don Manuel, die Welt gesehen haben, nichtsahnend, dass er bereits in einem Korsett standesspezifischer Seinsweisen eingesperrt war, aus dem es so gut wie kein Herauskommen gibt. Nicht einmal als Gespenst.
Mit diesen Fragen möchte ich Sie jetzt alleine lassen.
Bauen Sie Ihre Bauklötze zusammen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.