Aus der Klasse Förg
Andreas Stambacher, Michael Hackl, Emanuel Seitz, Annette und Walter Germscheid
Kooperation: Akademie der Bildenden Künste München, Klasse Prof. Förg
19.06.—24.07.05
Info
Liebe Freund/innen zeitgenössischer Kunst,
die Idee für diese Ausstellung geht auf Kontakte zurück, die über unser Projekt "La Boite en Valise - oder die Neue Welt liegt mitten in Europa" auch mit der Akademie der Bildenden Künste München entstanden sind.
Im Sinne unserer seit 1999 bestehenden Nachwuchsförderung sollten auf dieser Veranstaltung zur EU-Ost-erweiterung 2004, einem Zeitpunkt, der den Kunstverein Weiden in einem Oberpfälzisch-Tschechischen Bil-dungsraum die Mittler-Rolle zwischen Prag, Nürnberg und München anbot, allerdings nicht die Studenten, sondern ihre deutschen und tschechischen Lehrer zu Wort kommen. Hierbei erfuhr Annette Germscheid, eine Schülerin Günther Förgs an der Akademie München, auch von unserem Ausstellungsprogramm für Nach-wuchskünstler/-innen. Nach erstem Kennenlernen mit der Künstlerin erweiterte sich die Verbindung zu der hier angekündigten, bemerkenswert vitalen "Junge Kunst"-Ausstellung.
Erleben Sie mit uns mit!
Wolfgang Herzer
Annette Germscheid
Geb. 1962 in Bayerisch-Eisenstein 1997-2005 Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Günther Förg, 2000 Geburt des Sohnes Moses, 2004 Atelierstipendium der Kunstakademie München, Giardino di Daniel Spoerri, Italien
Das Leben ist keine Autobahn, sondern ein Maultierpfad, der auf einen Berg führt. Dort oben befindet sich keine Leiter, die in den Himmel wächst. So dann bleibt der beschwerliche Abstieg. Da unten ein Fluß durchs Tal führt, an dem sich der Durst zu löschen weiß. Verlockend sich auf dem Wasser hinunter treiben zu lassen. Aber jeder Fluß fließt in ein Meer, in dem ein Haifischmaul wartet. So dann bleibt nur die Über-querung des Flusses, hinauf zum nächsten Jahrzehntenberg. Dort oben wartet der Tod vielleicht schon, deshalb nehme mit den Ballermann. Der Tod getroffen von einer Kugel, stürzt ab, hinunter ins nächste Tal. Der Abstieg fällt deshalb nicht so schwer, unten angekommen der Tod auf einem Baum hängt und ruft: "Und wer soll dich dann holen?" Die Antwort nicht mehr schwer fällt, vom vielen Wandern schon im Rucksack liegt: "Dein großer Bruder." Der Tod im Baum ruft: "Das wäre der Hundertste."
Walter Germscheid
Studium 2000 - 2005. Wenn ich Palermo einen Hasen nenne, dann "weil das warme graue Fell, die mit Blumen umkränzten Ohren der Vater ihm gegeben hat".
Ein Hase, der alle abschüttelt. Er öffnet die Türe zu den bunten Bändern.
Michael Hackel
Geb. 1971 in Mainz, 1999 Akademie der Bildenden Künste München,
Studium der Malerei bei Prof. Günther Förg, 2001 Diplom
Einzelausstellung: 2005 Galerie Christine Mayer, München
Michael Hackels Zeichnungen widersetzen sich einer einheitlichen stilistischen Zuschreibung und sind Ausdruck des ganz individuellen Weltbildes des Künstlers, das sich in eigentümlichen Motiven niederschlägt. Gerade in ihrer formalen und inhaltlichen Vielfältigkeit, die sich über herkömmliche Bildideen hinwegsetzt und von subjektiven Erfahrungen und Empfindungen gespeist wird, begründet sich die Attraktivität der Arbeiten. In dem undefinierbaren Bildfundus des Künstlers reihen sich antike Sagenhelden an Skizzen von schrägen Typen, die an die Zeichensprache der Komikwelt erinnern. Fast karikierend betont Hackel Teile einer Zeichnung wie beispielsweise die weit aufgerissenen Augen eines Holzwurms, der ihm einst auf der elterlichen Veranda begegnete, während er andere Bereiche nur andeutet und Formen grob zusammenfasst.
Es entstehen auf diese Weise Arbeiten, die nicht nur zeichnerische Notizen eines Sachverhaltes sind, sondern auch ein Stimmungsbild vermitteln. Ähnlich verhält es sich bei den großformatigen Ölmalereien, auf denen der Künstler zwitterhafte Königsfiguren darstellt. Die Vorlagen für diese Bilder entstammen mittelalterlichen Buchmalereien die das Thema der Transsubstantiation behandeln. Die massigen Körper zu einer Einheit mit zwei Köpfen und einem Paar Gliedmaßen verschmolzen, vermitteln diese Figuren eher den Eindruck, als seien sie im Prozess der Wesensumwandlung auf der Stufe eines Hybrids, der die unterschiedlichen Merkmale beider Figuren in einem Bild vereint, stehen geblieben. Hackel gibt den Gestalten königliche Zepter zur Hand oder betont ihren Zeige-gestus. Auf was diese, zu Zeichen stilisierten Figuren verweisen, entzieht sich dabei jeder Definition. In der Wechselwirkung zwischen bedeutungsvoller Gestik und bloßer Ornamentik liegt der Charme der Arbeiten. (Julia Höner, Lenbachhaus München in "Favoriten", Kunstbau München, 2005)
Emanuel Seitz
Geb. 1973, 1996 Studium der Bildhauerei und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. James Reineking, 2000 Studium der Malerei bei Prof. Günther Förg, 2003 Diplom
Einzelausstellung: 2005 Galerie Chr. Mayer, München
... Ganz anderer Natur sind die großformatigen Gemälde des Münchner Künstlers Emanuel Seitz, die er mit einem Besen bearbeitet hat. Als Untergrund dienen ihm grob gewebte Leinwände oder rauer, mit Kreide grundierter Rupfen. Mit dynamischen Pinselstrichen schält er Formen aus dem Bildgrund, die sich an der Grenze von der Abstraktion zur Gegenständlichkeit bewegen. Die Bilder von Landschaften und Heuschobern in der Galerie Christine Mayer tragen deshalb keinen Titel, um nicht von vorneherein auf eine bestimmte Sichtweise festgelegt zu werden. Hauptakteur in seinen Gemälden ist die Farbe: Er mischt sie in Eimern aus Lösungsmitteln und Pigmenten und trägt sie in vielen Schichten auf. Beim Malvorgang entstehen dadurch nicht vorherseh-bare chemische Prozesse, auf die Seitz in seiner Arbeit reagiert. Malerei ist für ihn keine konzeptuelle Angelegenheit, sondern ein Abenteuer, das ihn mit jedem Bild aufs Neue fasziniert. (Cornelia Gockel in Süddeutsche Zeitung Nr. 107, 11. Mai 2005, S. 47)
Andreas Stambader
Geb. 1972 in München. 1994-97 Studium Fachhochschule Augsburg, 2000-2006 Studium Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. G. Förg, Malerei, Installation.
Motive aus unterschiedlichen Print-Medien werden aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang genommen, in Zeichnung und Malerei auf Leinwand bzw in Malerei direkt auf die Wand übersetzt und dabei in neue Zusammenhänge gebracht. Hier können z.B. Schriftfragmente oder landschaftliche Versatzstücke in Kombination mit Zeichnungen oder Collagen auch in eine installative Verbindung treten.