Kunst wird nicht schlecht
1200 Ausstellungsstücke aus zehn Jahren
01.10.—17.10.04
Info
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Kunstverein Weiden,
ganz besonders begrüße ich diejenigen unter Euch/Ihnen, die immer schon einmal ein Original-Kunstwerk erwerben wollten.
Kunstkauf ist Vertrauenssache, das bezieht sich nicht nur auf die Chemie, die zwischen Kunden, Künstler, Kunstwerk und Galerist stimmen muß. Das meint auch unser Vertrauen in die eigene Er-fahrenheit, wenn Abenteuerlust aufkommt.
Wird das Objekt einer Augenblicks-Begierde das, was es ver-spricht, auch halten. Kann Kunst schlecht werden?
Mit einem prächtigen Kunstdruck, der die Erinnerung an die Sternstunden der Kunstgeschichte wachhält, hat man das Problem nicht. Braque und Picasso und all die anderen MOMA-Meister, die wir einen Sommer lang in Berlin bewundern konnten, haben den historischen Haltbarkeitstest bestanden, laden uns zur Dauer-Feier einer geistigen Flexibilität, Risiko-Freude und Standfestigkeit ein, die auch heute noch Maßstäbe setzen.
Kunst wird nicht schlecht. Sie bleibt so gut wie am Anfang. Gleichwohl man sich eingesehen hat bzw gerade weil man sich eingesehen hat, stumpfen die Bilder nicht ab, vielmehr erneuern sie sich in jeder Betrachung zum lichten Spiegel der eigenen Be-findlichkeit. Hier ereignet sich der Aufbruchs-Ruck immer wieder und motiviert den Geist, die Segel zu öffnen. Siehe Bildseite: Gesten der Kunstvereins-Leitung.Was ich hier darlege, gibt nicht nur eine verbreitete Werthaltung wieder. Es ist vor allem Ausdruck eigener, taufrischer Erfahrung, die jüngst im Kunst-Vereins-Rahmen machbar geworden war.
In der Auszeit seit diesem Mai, die Ihnen sicherlich aufgefallen ist, haben wir eine Neustrukturierung der Vereinsaktivitäten entschie-den. Dazu gehören die Einrichtung eines Lokals und die Katalogisierung unseres Magazins, das mit der Zeit auf rund 1200 Arbeiten angewachsen ist. 163 Exponate von 54 KünstlerInnen bestücken jetzt in thematisch geordneter Petersburger Hängung die Ausstellungswände. Die Sorge des Ausstellungsmachers, dies hätte eine Ladenhüter-Parade werden können, erweist sich als unbegründet.
Kunst wird nicht schlecht. Im Gegenteil, in der dichten Anordnung, die regionale und inter-nationale Namen miteinander verbindet, gelangt ein Esprit zur Sprache, den die Einzel-und Gruppen-Ausstellungen zuvor zurückgehalten hatten. Dabei hatten die Arbeiten, die Sie über die Jahre alle schon einmal gesehen haben, nie nur Souvenirs unserer Vermittlung von Gegenwarts-Kunst bleiben sollen. Kunstvermittlung war von uns und den KünstlerInnen auch immer so aufgefasst worden, daß das bestvermitteltste Kunstwerk das verkaufte ist.
Wie dem auch sei. Sammler, solche, die es werden wollen, oder einfach nur aufgeschlossene Augenmenschen finden hier eine Spielwiese, die im ländlichen Raum der Oberpfalz einmalig ist.
Test it.
Wolfgang Herzer