Pavillon 15
StudentInnen der Klasse Hartmann
16.01.—15.02.09
Info
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Stadtrat Hans Blum, CSU -Fraktion
Vertreter der Medien,
ich bedanke mich dafür, dass Sie unserem Ruf gefolgt sind, und uns mit dieser Ausstellung, PAVILLON 15, der Eröffnungs-Ausstellung 2009, ins Neue Jahr begleiten, mit uns einmal mehr die Zukunft anpacken, und einige von Ihnen überschreiten mit uns zum 15.ten Mal diese magische Zeit-Raum-Schwelle.
Nicht nur Outfit und Größe unserer Einladungskarte haben sich geändert, diese Änderung ist Symptom dafür, dass sich vieles geändert, entwickelt hat , größer geworden ist,
das Verhältnis von Tragen und Lasten musste deshalb auf die kulturpolitische Agenda der Stadt, Sie haben das vielleicht in den Medien mit verfolgt.
Auch die außerkünstlerische Gesamtlage hat sich gewandelt, Stichworte Wirtschaft – Sponsoring – Helle Köpfe, da dürfte nicht nach der Förderwürdigkeit von Kultur gefragt werden, wird es aber, gleichwohl der Berufsstand Künstler im Durchschnitt völlig unterbezahlt ist, während die Gesellschaft Künstlerinnen und Künstlern, diesen Mustern an Selbst-Kompetenz, Eigen-Motiviertheit, Flexibilität, Innovation und Ausdauer einen Gutteil ihres ideellen Reichtums verdankt,
tja die Gesamtlage wackelt,
sind wir im KV darüber die Alten geblieben,
ich hoffe doch nicht,
hier wurde Flexibilität bewiesen, hier war man aus Überzeugung einigen Leitgedanken treu geblieben,
aus denen ein vielmaschiges Programm-Netz geknüpft worden war, ein Netz voller quirliger und lebendiger Ideen und Ereignisse, das wir nun seit 15 Jahren ins Meer der Möglichkeiten auswerfen.
Zwei für uns wesentliche Leitgedanken daraus haben auch Herrn Professor Thomas Hartmann und seine 15-köpfige Junge-Kunst-Mannschaft aus dem Meer der Möglichkeiten an die Gestade der Stadt Weiden verschlagen, der Hochschulstadt Weiden.Und sehr geehrter Herr Hartmann und liebe Kunst-Leute aus dem PAVILLON 15, dem Atelier der Klasse Hartmann an der Akademie Nürnberg, dafür danke ich Ihnen ganz außerordentlich, ich freue mich über Ihr Kommen. Auf Seiten der Studentenschaft möchte ich stellvertretend für die ganze Gruppe Tobias Buckel begrüßen, mit dem ich die Einladung abgewickelt habe, Phillipp Kummer, den ich von Anfang an als zupackenden Aufbau-Roady kennengelernt habe, und Michael Hottner, den Schwandorfer und Oberpfälzer, der an der FOS Weiden war und 2002 bereits bei uns ausstellte, in unserer Nachwuchs Galerie, dem ocwe-modul, das heute allerdings nicht mehr existiert.
Hier möchte ich gleich anhängen, dass ich mich sehr freuen würde, lieber Herr Hartmann, liebe Studentinnen und Studenten, wenn die Zusammenarbeit mit Nürnberg auf Professoren wie auf Studenten-Ebene auch in Zukunft fortgesetzt werden könnte, sage dies als Weidener und als Metropol-Region-Nürnberg-Bewohner..
Weshalb ich abgesehen von der spannenden Kunstshow auch so erfreut bin, liegt an dem Programm-Kontext mit den besagten Leitgedanken, in dem sich diese Ausstellung wie ein Kleinod präsentiert.
Er verleiht einer Wahrheit das feine, eher zurückhaltende Strahlen exklusiver Glanzlichter, dieser Wahrheit nämlich, dass die Stadt Weiden und das nähere Umland – allein an den Schnittstellen Kreativität und Bildung - doch recht gut aufgestellt sind: mit einer Hochschule für angewandte Wissenschaften Technik und BWL, einer Fachoberschule für Gestaltung, zwei mittlerweile traditionsreiche Mappenschulen, einer Niederlassung der Kinder und Jugendkunstschulen Bayern in der LAGSpuK, die Kulturwerkstatt Kalmreuth ist dies, und einem leistungsfähigen Kunstverein, der überregionales Renommee genießt, seit 5 Jahren in der Hochschulstadt Weiden als Gastgeber für Kunsthochschulen aus Deutschland und Tschechien nachhaltige Aktivitäten entfaltet und darin über den normalen Vereinsrahmen hinaus strukturbildend wirksam ist:
Und in der programmatischen Zusammenschau solcher Gegebenheiten wirft diese Ausstellung vielleicht auch etwas Licht auf den Weg, auf dem die Potenziale besagter Einzel-Einrichtungen nach Bündelung, Interaktion und Entwicklung rufen, neudeutsch heißt das Clustering, dies hier im Sinne eines Oberzentrum Weidens als Kreativ-Zentrum in einem umfassenden Sinne.
Eng mit diesem Gedanken ist der Gedanke der Nachwuchsförderung verbunden, seit 1999 fährt der Kunstverein Weiden ein Nachwuchs-Förder-Programm mit Ausstellungen, Projekten, Partner-Vermittlung und Katalogen für „künstlerische Existenz-Gründer“.
Junge Leute, die sich auf den ausgesprochenen Risiko-Beruf des freischaffenden Künstlers einlassen, sollen hier Unterstützung in materieller und ideeller Hinsicht erhalten, davon wünschen wir uns auch eine anhaltende Bindung der werdenden und gewordenen Berufs-Künstler/innen an die Region, der in Krisenzeiten scheinbar überflüssige ästhetische Luxus, den sie herstellen, ist in Wirklichkeit die Manifestation eines elementaren, grund-menschlichen Optimismus, der sich als letzter unterkriegen lässt.
Es besteht Einigkeit, dass sich diese Laudatio nicht mit allen 15 Ausstellungs-Positionen im Einzelnen befasst. Ich empfehle Ihnen dafür den sehr informativen Katalog, eine unterstützenswerte Eigenproduktion der Studenten-Gruppe.
Nur einige zusammenfassende Betrachtungen.
Die Ausstellung heute ist also in mehrfacher Hinsicht eine Station einer Reisegeschichte, auch was die Ausstellerinnen und Aussteller und ihren Professor, Herrn Thomas Hartmann, anbelangt. "Ich verfolge ein imaginäres Ziel", sagt Thomas Hartmann in einem Interview. Das Malen eines Bildes gerät ihm stets zu einer neuen Entdeckungsreise, zum imaginären Ziel einer "Richtigen Malerei".
Dieses in Bewegung-Bleiben, dieses in beständiger Annäherung zu sich selber Sein, ist das Motto, unter das er seine Lehre stellt. Künstlerische Authentizität. Eigene Handschrift, gegen den Strom geschrieben. Dazu gehört aber auch, den Widerspruch auszuhalten, dh. die Grätsche zur materiellen Ebene hin, die marktbezogene Aktivität jenseits des Schutzraumes Akademie, das Sich-Zeigen und Vermitteln vor Publikum, das Ausstellen, das Nicht-Auf-den- Galeristen-Warten, und so ist Pavillon 15 auch eine Test-Tour mit dem Lehr-und Lernziel Ausstellungswesen: Stationen sind: Museum der Stadt Ratingen, Galerie Pankow Berlin, Kunstverein Weiden und die Akademie Galerie Nürnberg.
Thomas Hartmann ist an der Akademie Nürnberg neben Peter Angermann und Ralph Fleck Professor für Freie Malerei.
Der Professor selber, Jahrgang 1950, wird unter anderem auch mal als eigentlicher Nachfahr des Städteporträtisten Oskar Kokoschka betrachtet, Originalton Galerie Rothe Frankfurt, und ist durch seine pastose, filigran strukturierte, das Thema vom Einzelnen und der Masse umkreisende Malerei unverwechselbar.
Als Maler, der Ende der 8o Jahre reüssierte, als es üblich war, den Tod der Malerei zu proklamieren, befindet sich Hartmann längst wieder inmitten einer fruchtbaren Malerei-Landschaft, wie sich das auch in dieser Ausstellung, der Präsentation seiner Studentinnen und Studenten, unschwer zeigt. Landschaften, Architekturen, Stillleben und Portraits. Das natürliche Erscheinungsbild der menschlichen Retina wird durch alle stilistische Kategorien durchdekliniert.
Nach wie vor erweist sich Malerei, das Zusammenwirken von Auge, Emotion und leibhaftig sinnlichem Körper-Einsatz via Farbe und Linie, in Raum und Zeit, als unersetzliche Aneignungsform von Wirklichkeit. Ihrer Komplexität, Spontaneität, Offenheit, Inkommensurabilität, Krisis.
Dass es nicht die Aneignungsform, die Leitkunst ist bzw die Avantgarde, die allem voraus ist, wie es mal war, und dass wir nicht mehr in den idealistisch bildungsbürgerlichen Zeiten leben, als das mal so war, diesem Umstand wird mit Ironie und Witz und Klugheit Rechnung getragen, Malerei versteht sich als Form praktischen Reflektierens, die ohne eine große Portion historischen Bewusstseins nicht geht.
Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Zukunft nicht verstehen – so schon Konfuzius, 551-479 vor Christus. Eine Alte Weisheit. In dem unverwüstlich alt-jungen Medium Malerei und in den Beispielen „Richtiger Malerei“ wie Thomas Hartmann es ausdrückt, aktualisiert sich diese Einsicht in sinnfälliger Weise. In der Krise, dem Zeitenbruch, mag Niemand an Kunst denken, aber das Essenzielle an ihr rechnet sich hier.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Noch ein Wort zur Topographie der Ausstellung.
Pavillon 15 hier im Hauptraum.
Im Nebenraum stoßen sie auf Frau Hammer, sozusagen in der Kunstvereins-Schatzkammer, dort gibt es auch viel zu sehen, Frau Hammer kümmert sich um die Kunstverkäufe, Uwe Müller hat beim Aufbau mitgewirkt und fotografiert, bitte lächeln, es wird wieder ein Weidener Kunstblatt geben, bestellen, und wenn das alles zum Berauschen noch nicht ausreicht, unsere Catering-Mannschaft, W.A. Hansbauer und Maria Weber erwarten Sie an der Ausstellungs-Theke, der Durchgang zum Lokal NEUES LINDA führt zu weiteren Freuden.
Do nächste Woche um 20 Uhr gibt es hier Kino: Blutige Erdbeeren. Studentenrevolte 1968, an der Columbia Universität New York.
Passt bestens zur Ausstellung.
In diesem Sinne:
Viel Vergnüngen