Rain or Shine
Peter Klare - Malerei
21.09.—28.10.07
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Es geht um ein Leben und die Liebe für und zur Kunst und um die Freiheit und den Willen zur eigenen Lust. Da macht es sich einer nicht leicht mit seinem Beruf und möchte doch ganz einfach sein. Jagt und scheitert und gewinnt und scheitert wieder und bleibt dabei in Bewegung. Und wenn es einen Begriff vom Leben, und damit von der Kunst, geben kann, ist es dieser: Immer unterwegs zu bleiben und nie ans Ziel zu gelangen, denn Ziel ist Ende und Schluss und Aus und Äpfel Amen.
Leichtes ist es zu erzählen, was die Stücke von Peter Klare sind: Malerei auf den Punkt gebracht. Als Bild, als Skulptur, als Mischung aus diesen beiden Eckpunkten klassischer Kunst. Als Bild in den herrlichen Studien über die Schöpfung und das Ergreifen und Fixieren dessen, was Leben da Draußen sein könnte, ließe man Natur Natur sein. Gemalt und gestellt und gezeigt im Freien, unter Moskitos, zwischen Beeren und Bären in kalifornischen Ausbildungsjahren und heute im berlinerischen Baumreservat. Dabei dankbar für den Eindruck und gebannt durch die Fülle des Lebens und doch immer auf der Suche nach dem richtigen Ausdruck dafür.
Zwischenfrage: Was wäre ich, wenn ich wirklich ich wäre? Oder anders: Was malte ich, wäre ich der erste Maler, wäre das die erste Leinwand, wäre nicht schon alles gemalt und alles gezeigt und jede Farbe in Legion mit jeder Farbe kombiniert, jede Figur versucht, jedes Sujet erprobt, verworfen und wacker durchschritten? Wo ist die Form, die hinter der Form liegt, was ist meine Form? Oder ganz anders: Wo beginnt Freiheit und hört Beliebigkeit auf? Wer führt mir den Pinsel, wenn meine Farbe die Leinwand trifft? Ist Willkür der Wille zur Wahl der Mittel? Oder ist Willkür vielmehr die Freiheit, Nein zu sagen zur Tradition, zu den Lehrern, zu den Göttern und dadurch sich selbst ins Leben zu rufen?
Als Gegenstück und Balancegewicht zur Unromantik der Natürlichkeit hält sich Peter Klare an die Skulptur. Doch auch diese führt zunächst in die Irre: Formalien werden eingehalten, etwa die drei Dimensionen, die Geometrie. Mit einem Wort: Das Ding kann umschritten werden – und ist doch reine
Malerei und leicht wie eine Feder. Denn was fest wirkt, istfragil und bedroht und reine Oberfläche - bereitet in der Form nur der Farbe die Bühne. Scheinskulptur also, die keinen Ort hat, denn Orte sind gemacht für Dinge aus Stein und Eisen und Holz. Was sich aber als Leinwand über Leisten spannt, kann vertragen werden, kann umgangen werden, kann verschwinden. Und auftauchen am neuen Ort – als Requisite oder als Bestandteil des Ortes.
Aber: Wer in Bewegung ist, braucht ein Lager, einen geheimen Ort, die Glieder zu sortieren, das wirklich eigene Leben zu leben. Aus einem Ort wird so ein Platz, ein Ort der Bedeutung hat, an dem die Erinnerungen Wirklichkeit werden können.
Und was an der Wand hängt, ist ein Bild. Und wenn das Bild eine Matratze ist, dann ist das immer noch ein Bild. Und wenn die Matratze so einladend oder benutzt oder beides wirkt, weil sie sich in den Raum erstreckt, weil sie Tiefe hat, in der zu versinken manchmal der einzige Trost ist, dann ist das mehr als ein Bild. Dann ist das eine vorzügliche Art, Leben an den Nagel zu hängen und mit der Kunst zu beginnen. Einer Kunst, die sich, gerade weil sie sich selbst genug ist, nicht im Kreis dreht, sondern vorwärts drängt und in dieser Bewegung dennoch eine Anziehungskraft entwickelt, die mitreißt und hoffen lässt, dass die Suche leichter wird. Vielleicht. Eines Tages.
DER KUNSTVEREIN FREUT SICH SEHR, PETER KLARES MALEREI IM SEPTEMBER 2007 PRÄSENTIEREN ZU KÖNNEN. WIR FREUEN UNS AUCH AUF DEN BESUCH DES KÜNSTLERS ANLÄSSLICH DER VERNISSAGE AM 21. SEPTEMBER UND LADEN SIE DESHALB HERZLICH EIN, MIT UNS DIESE ERÖFFNUNG ZU FEIERN.
Heiner Reber