Relate: Junge Kunst 1999—2001
Künstlerhaus I, Schwandorf
23.09.—28.10.01
Info
"Relate - Junge Kunst 1999-2001", ist eine Projekt-Reihe, die der Kunstverein Weiden dieses Jahr in Zusammenarbeit mit dem Oberpfälzer Künstlerhaus Schwandorf abschließt. Begonnen hatte dieses regionale Unternehmen in Sachen Gegenwartskunst als Kernstück des Jahresprogrammes 1999 "relate", in dem der Kunstverein Weiden unter dem Gedanken der Geistesverwandtschaft, des Vater-Sohn-Konfliktes, der Schüler/in - Lehrer/in - Beziehung und des Kulturtransfers dreizehn Ausstellungen und Aktionen zusammengestellt hatte. Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Stadt Weiden Hans Schröpf fanden eine große Schau in der Max-Reger-Halle und künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum statt. Die Tageszeitung "Der Neue Tag" druckte eine Sonderbeilage, die über die persönlichen Standortbestimmungen der damals noch zwölf Künstler/innen hinaus Fragen stellte. Quo Vadis Kulturlandschaft Oberpfalz! In der eher ländlich strukturierten Gegend "zwischen Walhalla und Schmidt-Bank" hatte sich bis zum Fall des Eisernen Vorhanges 1989 gerade mal eine traditionsbezogene Kunst Marktchancen ausrechnen können; jetzt aber wieder aktiv im geopolitischen Zentrum Europas wird die Oberpfalz auf allen Ebenen mit den überregionales Standards konfrontiert.
Welchen Platz will sie dabei ihrem Nachwuchs im Bereich Neuer Kunst einräumen? Es ist die Regel, daß die Akademieabsolvent/innen wegen der noch entschieden besseren Überlebenschancen das anregende Milieu der Großstadt nicht verlassen wollen.
In einer exemplarischen Auswahl hatte nun der Kunstverein Weiden Junge Künstler/innen zu einem Gastspiel an ihren Ursprung zurückgeholt.
Im Folgejahr traten die Veranstalter als Pfadfinder im regionalen "Betriebssystem Kunst" auf. Seit 1995 Mitglied im Stadtmarketingverband PRO WEIDEN ist der Kunstverein Weiden bereits federführend an der Herstellung des kommunalen Leitbildes Kultur beteiligt gewesen, wo es unter anderem heißt: "Der Wunsch, die kulturellen Potentiale zu entwickeln und überregional einheitlich zu präsentieren, vereint Kulturschaffende und Kapitalträger".
In diesem Sinne versuchte er im Jahr 2000 unter dem sportlichen Titel 10:10 Patenschaften zwischen zehn Künstler/innen und zehn Unternehmen zu vermitteln.
Es waren schließlich das Medienhaus "Der Neue Tag", Busunternehmen Wies, Bauscher Hotelporzellan, Signum Werbeagentur, Witt Weiden, Druckzentrum Regler, Gebr. Neumeier, Computer Samhammer, Wanninger Anwaltskanzlei und City Center Weiden, die sich beteiligten. Für die Dauer eines Projektes, das sich dabei thematisch auf die jeweilige Firma beziehen sollte, wurden sozusagen "Dienstleister zur Förderung der Schlüsselqualifikation Kreativität" eingestellt. 2001 schließt dieser Testlauf durch die lokalen Möglichkeiten, radikalere künstlerische Inhalte und Ausdrucksformen der heutigen Kunst einzubürgern, in einer Kooperation mit dem Oberpfälzer Künstlerhaus Schwandorf ab. Der Kunstverein Weiden und das Oberpfälzer Künstlerhaus sind beides Gründungsmitglieder der KoOpf, der 1999 initiierten Kulturkooperative Oberpfalz zur Förderung zeitgenössischer Kunst.
Ursprünglich ein Industriellenwohnsitz, die Kebbelvilla, der in den 70er Jahren vor der Gebietsreform von der Gemeinde Fronberg erworben wurde, hat sich diese, heute eine Schwandorfer Einrichtung unter der Leitung des Künstlers Heiner Riepl zu einer zentralen Adresse der regionalen Kunst- und Kulturszene entwickelt. Sie beinhaltet die Sammlung des Bezirks Oberpfalz. Vor allem aber die Gründung eines Fördervereins zur Errichtung des zweiten, 2000 fertiggestellten Künstlerhauses, einer zentralen Unterkunft für Künstler, Schriftsteller und Komponisten, die seit 1989 über Austauschprogramme mit den USA, Finnland, Tschechien und Irland die Oberpfalz besuchen, setzt Signale, denen das Projekt "Junge Kunst" bestens entspricht.
1999-2001 hat es viele Diskussionen über die Frage gegeben, worin regionale Identität gründete und welche Rolle dabei der Kunst zukäme. Die Idee einer Internet-Skulptur Oberpfalz, einer Verbindung der Neuen Medien mit den KoOpf-Standorten, die das Zeug zum regionalen Markenzeichen gehabt hätte, wartet noch auf ihre Ausführung.
Der Gedanke einer regionalen Kulturlandschaft aber, die "Türen in die Zukunft" aufstößt und sich aus dem Geiste der Gegenwartskunst erneuert, findet allemal in der interaktiven Arbeit "Grashalm-Projekt" des Kaltenbrunner Künstlers Thomas May beispielhaften Ausdruck.
Außerdem stellen aus: Alois Achatz, Quirin Bäumler, Niki Elbe, Michael Fröhlich, Susanne Gatzka, W.A. Hansbauer, Michaela Neumann, Eva Pietzcker und Pirko Schröder.