Susanne Neumann
Der Body der Botin der Botschaft
Arbeiten von unterwegs 2001—2014 Waldsassen, Berlin, Wien, Seggiano
09.05.—22.06.14
Info
Die Oberpfälzer Künstlerin Susanne Neumann (Jahrgang 1975) lebt und arbeitet an verschiedenen Wohnsitzen in Deutschland, Österreich und Italien, zwischen denen sie das Jahr über pendelt.
Sie ist eine multimedial, installatorisch tätige Künstlerin, die sich im europäisch- ideengeschichtlichen Zusammenhang von Reise-Kultur und Bild-Bericht orientiert.
Seit 1995 lebt sie auch in Italien, sie studierte in Florenz Malerei.
Seit 2000 ist sie in dem Skulpturenpark bei Seggiano tätig, den Daniel Spoerri, der bekannte Vertreter des Neuen Realismus, dort in der Toskana seit Mitte der 1990er Jahre einrichtet. Heute ist sie Kuratorin und Vizepräsidentin der Stiftung „Il Giardino di Daniel Spoerri - Hic Terminus Haeret“.
Alljährlich zu Ostern kommt sie nach Seggiano.
Hier hat sie auch ein Atelier.
Ebenso in Wien und Berlin.
Susanne Neumann arbeitet mit ganz unterschiedlichen Medien, die künstlerischen Darstellungsmittel reichen von der Ölmalerei, über das Fundstück, die Installation, die Liste und das Archiv, das handgeschriebene Tagebuch, den Film, das gedruckte Buch, das Objekt und und und, das geht bis zum Face-Book-Auftritt im Internet.
Es gibt kein bevorzugtes Medium, Neumann arbeitet in Serien und Ansammlungen, die körpergebundenen Exponate lagern arsenal-mäßig in unterschiedlichen Behältern, sie werden im Mix mit Bildschirm-Arbeiten als Elemente installatorischer Ausstellungen verwendet, aus dessen Ingredienzien sich vor allem die Atmosphäre von Weite und Ferne und körperlich-reliquienartiger Gegenwärtigkeit bildet.
So macht, um Ihnen gleich ein Beispiel zu zeigen, der sinn-stiftende und sinn-verändernde Rahmen der Installation in unseren Räumen, wie Sie leicht feststellen können, aus dem Zusammenspiel der Exponate auch eine moderne Herbergssuche der heiligen, motorisierten Familie.
Stellen Sie eine Verbindung zwischen den kaputten Rückspiegeln, den säkulare Reliquien, die wie Diamanten strahlen, den Weihnachtstellern und den 1650 Inventur-Fotos der Stadt Waldsassen her: Da werden die blauen Weihnachtsteller der Firma Bareuther in Waldsassen, deren Betrieb inzwischen still liegt und deren ehemalige Arbeiter und Angestellte heute als Pendler unterwegs sind, zur gotischen Dom-Rosette und zur Blauen Blume der Romantik, zum Orts- und Seelen-Zeichen der Sehnsucht und Ferne.
Dem gegenüber die riesige, auf dem Boden liegende Foto-Arbeit „Inventur“. Es ist die Akkumulation aller Gebäude Waldsassens, sie zeigen sich im Kleinformat wie Immobilien im Makler-Schaufenster, die realen Wohnstätten mehrerer tausend Waldsassener treten uns als Masse- und Energie-Moment und als Standort-Zeichen des individuellen Arrangements in der kollektiven Begrenztheit entgegen.
Die luftige, lichte Beamer-Projektion gibt uns die Illusion zurück, dass es in der Realität eine Ewigkeit gibt, eine Ankunft, das absolute Zuhause, die Heimat.
Dass es dabei auch immer wieder viel Malerei gibt, will nicht sagen, dass Malerei in der Einstellung der Künstlerin gegenüber anderen Medien einen kulturell höheren Stellenwert hätte, der gekonnte Pinsel-Einsatz ist wohl eher darin begründet, dass es der Künstlerin Lust macht, ihre Beweglichkeit zu zeigen und in dem Sinne auch immer wieder gegen den technischen Fortschritt zu schwimmen. Es gibt kein bevorzugtes Medium, ebenso vielfältig und offen ist Neumanns Thematik.
Da sind in Öl gemalt Autobahn-Baustellen, Windschutzscheiben, ebenso bayerische Langholzstapel am Wegrand, dann Unterführungen und Brücken in Radiertechnik und vieles im klassischen Sinne Unschöne mehr, außerdem Fundstücke aus der geschlossenen Porzellanfabrik am Heimat-Ort, die auch schon mal in Halle 14 auf dem Nürnberger AEG-Gelände unter dem Titel „Weißes Gold“ gezeigt wurden.
Dann eine Kollektion zerbrochener Rückspiegel,
Symbole der geschichtlichen Rückwärtsschau, die mit der Begrenztheit des Augenblicklichen, des Hier und Jetzt des Körpers kollidiert sind, die gefilmte Umrundung von italienischen Seen bei schneller Fahrt ist über Stunden zu sehen, schnell gelesene Heimatromane mit beredten Buchdeckeln sind da, Barriere auf dem Boden, zusammengestellt zu den Buchstaben des Wortes Love, jedes Buch ein Körper, zum Anfassen nah und doch so fern ...
Auf einen Nenner gebracht, verwendet Susanne Neumann Reise-Motive aus dem Niemands-Land am Straßenrand, von Leer-Stand und Wohnungs-Auflösung; diese Un-Orte voller Abfall und selber optischer Abfall übersieht man gewöhnlich, sie liegen im Schatten der großen Sightseeing-Kulissen, die seit Dürers, Goethes und John Ruskins Italien-Reisen heute zu riesigen visuellen Reizhalden angewachsen sind.
Neumann setzt diese Unorte visueller Reizarmut und des aus klassischer Sicht Kunst-Unwürdigen gegen die heutigen Schön-Seh-Gewohnheiten.
Da hält sie dann ihren VW, ihren Fiat an, steigt sie dann aus, in der andächtigen, empfindsamen Art des 19. Jahrhunderts, im Gestus einer Bildungs-Reisenden aus der Zeit William Turners, die das Pittoreske auf den Malblock bannt, und malt die Kehrseite der Medaille, die Ausblendung.
Die Margen der Kunst- und Sehens-Würdigkeit setzen auch heute noch häufig die in der Neuzeit initiierten Traditionen der kultur-bezeugenden Kunst der Veduten und des naturbezogenen Malerisch-Pittoresken. Doch Produkte dieser Wahrnehmungsweisen, die heute die Schablonen für die Eye-Catcher auf dem Pauschal-Reisen-Markt der Ferien-Paradiese liefern, sind längst nicht mehr die Insignien einer Kultur des Bildungs-Mäßigen, des Aufbruchs zum Mensch-Sein im eigenen Selbst, eines Wanderns mit Johann Gottfried Seume im Sinne des Schönen, Wahren und Guten, wie Kant das postulierte, selber ist er ja nie aus Königsberg herausgekommen und doch ist er als Reisender im Geiste bis an die Grenzen der Welt-Erkenntnis vorgedrungen.
Die Welterkenntnis und das Wissen. Goethe, der viel gesehen hat, wie nicht nur sein italienisches Tagebuch beweist, sagt, man sieht, was man weiß, dabei meint er nicht den Bädecker, der uns die Welt zeigt und gut informiert, vielmehr will er auf das grundlegende Abenteuer verweisen, das zwischen Sehen und Wissen, zwischen Antwort und und W-Frage liegt, einem Wissen, das nicht beim Informiertsein qua Reiseführer stehen bleibt, sondern, um es nun in der Diktion des Klassikers zu sagen, den individuellen Stand-Ort der eigenen Rück-Erinnerungs-Reise in das Reich der Erkenntnis als Ideen-Schau bezeichnet.
Damit ist eine Haltung angesprochen, die bereit macht, die Spannung auszuhalten, die im wahren Wissen liegt, dem, dass man nichts weiß, scio nescio, wie Sokrates erkannte. Jeder Schritt stößt ins uneinholbar Fremde voraus.
Denn da bleibt immer ein Rest, der nicht aufgeht, ein Anderes, das sich jedwedem Zugriff entzieht, eine individuelle wie globale Erfahrung ist das, der heutige Begriff der interkulturellen Kompetenz zielt diesen Sachverhalt sehr genau an, auf unseren Reisen kommen wir nie an, die Näherung ist uns gegeben, der Weg ist das Ziel. Wollte man mehr, wäre das auch schon wieder Kolonialismus im Geiste!
Was weiß man denn, was sieht man denn? Was hat man gesehen, mit den Rückspiegeln, die Susanne Neumann an den Straßenrändern aufsammelt und sortiert?
Dass man die sehen - machenden Fragen, wo es hingehen und wie weit es gehen soll, selber beantworten muss, ist das Entscheidende, es ist der Appell an den mündigen, selbst-sehenden Reisenden, dem jedes Reisen auch Lebensreise ist.
Das mahnt eine Einstellung an, die quer zur Einstellung der Konsum - und Erholungs-Industrie liegt, die der heutigen Leistungs-Gesellschaft mit ihrer Auto - und - Flugzeug - und - und DIN - definierten Antworten - Flut, wo`s am schönsten und man dem Selbst am nächsten wäre, eine permanente Hirnwäsche verabreicht.
In Anbetracht der großen europäischen Kulisse, vor der sich Neumanns Reisen und Motiv-Findungen abspielen, wirken die Inhalte ihrer Funde als bewusste Ausblendungen bzw Signal-Reduzierungen, als Entleerungen des Sehkanals, die das Unterwegssein, das Vorbeifahren, das Vorbeigehen, das Vorbeisehen, das Untergehen, das Verschwinden zu thematisieren scheinen und fragen, was in einer Welt ständiger Beschleunigung und Anhäufung Essenz ist und nicht auf der Strecke bleibt.
Diese Frage, die aus einer Zusammenschau der Arbeiten dem Betrachter entgegentritt, ist nicht nur an den bearbeiteten Themen festgemacht.
Unter vielem anderem sind diese Themen, wie schon einmal aufgeführt, Serien von Autobahn-Halts, Strassen-Baustellen, Unterführungen, Brücken, Matterhorn-Anblicke, einst Sinnbilder des Erhabenen, heute von der Schuhfirma Adidas beworbene Speed-Kletter-Strecken, Langholz-Stapel, alles keine touristischen Highlights, aber alles in Öl, da sind Fundstücke wie Rückspiegel, da sind Umrundungs-Filme von italienischen Gebirgsseen, das Postkarten-Motiv geschwindigkeits-verwischt, da sind die Wohnhäuser der Stadt Waldsassen in fotografischen Einzel-Portraits und mehrere Tausend Einweg-Kamera-Aufnahmen, die das Publikum auf der Suche nach dem einen Bild, das alle anderen übertrifft, in Spoerris Giardino gemacht hat.
Auf die Frage nach dem Bleibenden aber, nach dem Sehenswerten, dem Begreifens-Notwendigen lässt Neumann nicht nur ihre Themen antworten. Es ist auch die Fülle der künstlerischen Mach-Weisen selber, die eine Aussage macht. Die bildnerischen Medien treten als Markierungs-Zeichen einer technischen Entwicklung auf, die nach Jahrtausende langem Anlauf, seit dem Startloch der bei Lascaux ausgemalten Höhlen, in den letzten Jahrzehnten explosionsartig davon geschossen ist, unter dem Banner des Fortschritt, der Avantgarde und der Moderne, dessen Botschaft die war, dass das Irdische Paradies nah ist, Hurra die Technik! Sie baut uns die Brücke und die Autobahnen dahin.
Wir müssten längst da sein.
Die Ausstellung geht also auf der Ebene der Geschichte der Darstellungsmittel alle Entwicklungsstationen durch, bezieht dabei die Veränderungen der Lebensverhältnisse in die Betrachtung ein, die mit der Entwicklung vom Hand-Abdruck auf der Höhlenwand bis zum computer-technischen Tasten-Druck einhergehen.
Fundamentale Veränderungen sind das, sie gehen bis in die Tiefenstrukturen des Denkens und Fühlens, der menschlichen Identität und der sozialen Strukturen, sie lösen die Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Raum auf; um überall sein zu können, bleibt man Zuhause bzw am Rechner, dem via WLAN ortsunabhängigen Türöffner zur Ganzen Welt.
Aber auch das Nirgendwo lässt sich heute besiedeln. Dort entsteht der Raum für unser vielleicht besseres Ich, unser Ausbrecher-Ich, unser Second Life in einer virtuellen Parallel-Welt. Siehe dazu noch einmal Neumanns Fotoarbeit Inventur, die alle Wohnhäuser der Stadt Waldsassen zeigt, Einzel-Portraits im Gestus des My Home is my Castle.
Neumanns mediales Repertoire lässt sich also unter diesem Gesichtspunkt analog zu Neumanns Reisen durch den Europäischen Raum auch zu Stationen einer medien- und wirkungsgeschichtlichen Zeit-Reise zusammenstellen.
Vom heutigen Stand der Technik aus betrachtet, die uns virtuelle Wirklichkeiten schafft, könnte diese Zeitreise folgenden Titel haben:
Kunstwerk und Künstler/in im Zeitalter der virtuell-digitalen Entkörperlichung, Entzeitlichung und Enträumlichung.
Dieser Prozess schafft ja, auf`s Ganze gesehen, eine Erleichterung und Beschleunigung des allgemeinen Herstellungs - und Vermittlungs-Betriebes, der zwar das Herausragende in der schnell zugänglichen Menge untergehen lässt, aber auf allen Lebens-Ebenen dafür ungeahnte, schnelle, quantitativ und qualitativ scheinbar unbegrenzte Kommunikations-Möglichkeiten und Machbarkeits-Perspektiven öffnet, auch in der Kunst.
Dass dabei, wenn man immer gleich da ist, eine alt überlieferte Verbindung aus Body, Bote und Botschaft auseinander fallen würde und eines Tages kein Mensch mehr, obwohl wir in Fluten virtueller Post untergehen, aus eigener unmittelbar sinnlicher Erfahrung wissen könnte, was es mit der Liedzeile der Marvelettes „Oh, yes, wait a minute, Mr. Postman“ auf sich hat, wäre ein Symptom, aber vielleicht nur das einer verlorenen Aura, das wäre schade, müsste kein Schaden sein, könnte aber genauso gut mit apokalyptischen Konsequenzen in die Labyrinthe des Cyber-Space führen, und vielleicht sind wir ja schon mittendrin.
Nun, kann es sein, dass diese Überlegungen auch den zeitgemäßen für die Kunst repräsentativen Status, das verbindliche Soll bezeichnen, außerhalb dessen sie anachronistisch und unwahr wäre? Die Ausstellung in unseren Räumen sagt nein.
Vielleicht sind es nur noch diese Fragen, die heute anachronistisch sind! Denn was soll das sein: Unzeitgemäßheit, wenn der allgemeine Zustand die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ist und wir qua Internet im Globalen Dorf leben?
An dieser Bruchstelle zwischen analoger und digitaler Ära, stoßen wir auf die Künstlerin Susanne Neumann, die sich nicht nur durch die äußeren Umstände und den konkreten Sach-Zweck gezwungen sieht, für Tausende an Kilometern neben der Datenautobahn auch auf der realen Autobahn Meter und Meter, Kilometer um Kilometer dahinzubrettern.
Vielmehr versteht sie es, der äußeren, trivialen Notwendigkeit zu reisen, weil ihre Arbeitsplätze so weit auseinander liegen, die diesem Umstand implizite kulturgeschichtliche Symbolik zu entnehmen und zum Kern ihrer künstlerischen Konzeption machen.
Auto und Autobahn werden dabei zu Erfahrungs-Räumen besonderer Körper und Bewusstseins-Zustände, deren historische Qualität unter den Belastungen im realen Verkehrsstress normalerweise unreflektiert untergeht.
Doch an dem ADAC-Spruch „Freie Fahrt für freie Bürger“ ist diesbezüglich schon etwas dran, in großer Tiefe ist in ihm ein Verweis auf den humanistischen Ursprung unserer heutigen, europäischen Lebens-Prinzipien verborgen.
Sehen wir mal von den Reisestrapazen ab!
Ohne die Aufwertung der Sinnenhaftigkeit und der Empfindungs-Fähigkeit des menschlichen Körpers in der Renaissance, für die Petrarca bei der mühsamen Besteigung des Mont Ventoux gerne ein paar Strapazen in Kauf genommen hat, hätte sich Europas glänzendes gesamtkulturelles Label, die Vorstellung einer freien, eigenständigen menschlichen Individualität, niemals entwickeln können.
Da, wo nun der Betrachter in Neumanns Darstellungen auf den ersten Blick Zeichen des Unterwegssein, des Vorbeifahrens, des Vergehens, des Vorbeisehen, des Verschwindens wahrnimmt, erkennt er auf den zweiten Blick, was bleibt, den Kern; dieser Kern ist das inspirierte menschliche Körper-Bewusstheit als Index individuellen, einmaligen und unaustauschbaren Hier- und Jetzt-Seins, das sich in die Weite und Ferne von Raum und Zeit, in die Geschichte und das In-der-Welt-Sein entwirft.
Sollte man sich am Ende dieser Ära an Leonardos berühmte Sentenz erinnern, so ist das nicht falsch: „Erkenntnis, die nicht durch die Sinne gegangen ist, kann keine andere Wahrheit erzeugen, als eine schädliche." Die virtuelle Welt, der Haupt-Raum heutiger Lebenswirklichkeit, ist im Gegensatz zur Welt des Humanismus körperlos, gleichwohl ihre Simulationen das absolute Gegenteil behaupten und Organismen generieren, die noch kein Auge gesehen hat. Ob Leonardo Recht hat? Auf jeden Fall ruft das nach Warnschildern am Rand der Datenautobahn. Vorsicht körperlose Körper!
Wehe, wenn sie losgelassen!
Die Künstlerin Susanne Neumann gibt sich bewusst old fashioned, benutzt gelassen alle, auch alle alten Kommunikations-Wege und Aussage -Transport-Formen und kultiviert dabei das alte Muster, wie es im Gestus der Öl-Malerei vorliegt, als Nachbarschaft im Global Village mit der besonderer Zuneigung der Sammlerin und Antiquarin.
Moderne und Mittelalter verschmelzen, aus hektischem, ökonomisch bedingtem Pendeln wird auch wieder meditierendes Pilgern.
Neumann legt sich nicht fest, sie reist, sie bleibt offen, in der menschlichen Mitte und liebt dabei die analogen, zeitraubenden, körpernahen, überholten Beschwerlichkeiten ihres First Life.
Sie ist so frei, Kunst und die Frage nach Dauer und Bleiben letztendlich in guter Camp-Manier zu der Frage zu machen, die es schon immer war, zu einer Frage der Haltung unter den Bedingungen lebens-zeitlicher Begrenztheit und Gravitation.
Dazu macht sie durch die ihr eigene, ruhige Art der visuellen Reiz-Reduktion qua Menge und Masse die Schale der Wahrnehmung leer, bis auf den Grund, das befreite, nicht mehr von den konkurrierenden Eindrücken erdrückte Sehen hört auf hühner-hof-artig nach Informationen zu picken, es entdeckt in sich das Schauen, entdeckt, dass das Auge und mit ihm der ganze empfindende Körper selber schon die in allem gesuchte Sehenswürdigkeit ist, er ist der gesuchte Kontinent, die neue Welt, in der sich leben lässt, die frohe Botschaft, das Potenzial aller Botschaften, die ihren Boten sucht.
Im Zeitalter der permanenten Beschleunigung hin zum körperlosen Signal ist der Körper nicht obsolet, die vermeintliche Zeitlosigkeit, die das Internet erzeugt, fällt doch immer wieder auf das Hier und Jetzt der individuellen Körper seiner User zurück, als Ur-Ort von Gedächtnis und Vorstellungskraft bleibt unser Body Anfang und Ende des Botengangs und er ist zugleich auch immer schon Bote und Botschaft.