Von A bis Zett
Teil 1
Der BBK (Berufsverband bildender Künstler)
Niederbayern/Oberpfalz
und seine Künstler/Innen von A bis M
Eröffnung
Freitag, 12. Mai, 20 Uhr
Ausstellungsdauer
12. Mai – 02. Juli 2017
Geöffnet
So 14 – 18 Uhr, Do bis Sa 21 – 24 Uhr
Eingang durch das Vereins-Lokal Neues Linda
Info
Alois Achatz, Pauline Ader, Rayk Amelang, Wilfried Anthofer, Marlies Bartl, Ludwig Bäuml, Stefan Bircheneder, Ursula Bolck-Jopp, Dietmar Bongard, Werner Claßen, Gisela Conrad, Herbert Farnholz, Stefan Giesbert Fromberger, Peter Gigglberger, Erika Einhellinger, Michaela Geissler, Florian Geissler, Gisela Griem, Andreas Guber, Barbara Gufler, Ute Haas, Renate Haimerl-Brosch, Ulrike Heß, Rose Heuberger, Annegret Hoch, Barbara Sophie Höcherl, Theodor Holzer, Renate Höning, Georg Hornung, Alfred Kainz, Rita Karrer, Ekkehard Keppler, Hildegard Klepper-Paar, Christian Kölbl, Helmut Langhammer, Ruthild Langhammer, Fritz Königbauer, Elsa Lindner, Stefan Link, Maria Maier, Günter Mauermann, Josef Mayer, Manfred Mayerle, Barbara Muhr
Seit 2014 führt der Kunstverein Weiden eine Ausstellungsreihe bezüglich der Institutionen des Kunstbetriebs durch, um dem Publikum den ganzen Bereich der miteinander verbundenen und interagierenden künstlerischen Wert-Bestimmungs-Faktoren zu veranschaulichen. Dabei soll auch das Publikum selber animiert werden, seine Rolle als Dialog-Partner, Nutzer, Animateur, Kritiker und Förderer zu reflektieren.
Eine besonders wichtige Rolle im Betriebssystem Kunst, die Rolle als Solidar-Gemeinschaft und Lobby, spielt der Berufsverband Bildender Künstler (BBK).
Der Berufsverband Bildender Künstler mit Sitz des Bundesverbandes in Bonn ist eine Gründung aus dem Jahre 1972. Sie fand in der denkwürdigen Frankfurter Paulskirche statt und war das Ergebnis eines Kongresses, zum dem unter dem Motto „Mehr Solidarität zum gemeinsamen Handeln“ zahlreiche Künstlerorganisationen aus der ganzen Bundesrepublik zusammengekommen waren. Zweck und Folge dieser Gründung war die Einrichtung einer Plattform zur Verbesserung der sozialen und berufsspezifischen Bedingungen für Künstler/innen. Mit seinen heute mehr als 10.000 Mitgliedern ist der BBK die größte und erfolgreichste Künstler/innen-Organisation in der Europäischen Union.
Der BBK gliedert sich auf Länderebene in 15 Landesverbände, sie vertreten ein ganzes Spektrum an beruflichen, sozialen und kulturpolitischen Interessen der Künstler/Innen gegenüber Bund und Ländern und deren nachgeordneten Behörden.
Dabei geht es schwerpunktmäßig um die Rahmen-Bedingungen für künstlerische Berufe in der Innen-, Finanz- und Außenpolitik, um die Kunst am Bau und die Künstler-Sozialversicherung. Das ist eine lange Geschichte, die der unausrottbare Mythos von einer Kunst, die von Luft und Liebe satt werde, gerne versteckt.
Die Anfänge der formellen Kunst-am-Bau- Regelungen gehen dabei weit zurück, auf eine Initiative des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler. Der Verband berief sich auf Artikel 142 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919: „Kunst, Wissenschaft und Lehre sind frei. Der Staat gewährt ihnen Schutz und nimmt an ihrer Pflege teil.“
Das ist eines von über vier Jahrzehnten mühsam errungenen Struktur- Momenten gerade der einen beruflichen Existenz, die das Land der Dichter und Denker explizit für sein freigeistiges Image vereinnahmt, während die künstlerische Berufs- wirklichkeit so aussieht, dass aufs Ganze gesehen die meisten Freiheits-Repräsentanten des Geistes Angehörige der niedrigsten Einkommens-Klasse im Lande sind.
Die Künstlersozialkasse (KSK), die hier seit 1983 Erleichterung schafft, ist dabei nicht unumstritten, wie man aus Unternehmerkreisen und dem Bund der Steuerzahler hört. Zitat Wikipedia: Aber: „ Auf der anderen Seite warnen der Deutsche Kulturrat sowie die Journalistengewerkschaften dju, DJV und viele andere Verbände, dass eine Abschaff- ung der Künstlersozialversicherung das Ende des freien Journalismus in Deutschland bedeutete.
In einer Erklärung aus dem Jahr 2008 forderten auch die Sprecher der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen eindringlich den Erhalt der KSK. Die Künstlersozialkasse bilde für viele Künstler und Musiker die einzige Form der sozialen Absicherung. Ihre geforderte Abschaffung bzw. „unternehmensfreundliche Reform“ würde einen Schlag ins Gesicht gerade derjenigen bedeuten, „die trotz großem Engagement und Idealismus nicht gerade zu den Gewinnern der Ökonomisierung unser Gesellschaft gehören, einer Gesellschaft, die gerade beginnt zu begreifen, welche Bedeutung die „kreative Klasse“ für ihre Zukunft besitzt.“
Die Errungenschaften, auf die der BBK mit klassenbewussten Stolz blicken kann, sind vor allem die Künstlersozialkasse, die 1983 wirksam wurde und allen freischaffenden, nicht kunsthandwerklich tätigen Vertreter/innen der verschiedenen Kunstsparten und der Publizistik, einen Zugang zur gesetzlichen Kranken- Pflege und Rentenversicherung ermöglicht, die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst, die 1968 zur Wahrung der künstlerischen Urheberrechte gegründet wurde, und der Leitfaden Kunst am Bau, mit dem sich der Staat als Bauherr verpflichtet, um die 1% der Baukosten öffentlicher Gebäude für Kunstwerke zu verwenden.
Was noch aussteht ist die Einführung einer Ausstellungsvergütung. Hierzu gründete der BBK zusammen mit dem deutschen Künstlerbund, der GEDOK, der ver.di-Fachgruppe Bildende Kunst und der VG Bild-Kunst im Juni 2016 die Initiative Ausstellungsvergütung.
Weiterhin bietet der BBK eine Reihe an Projekten, turnusmäßigen Gemeinschaftsausstellungen, Symposien und Publikationen an, bei denen es um die Förderung bildungsbenachteiligter Kinder und Jugendlicher geht (Kultur macht stark), um die Demonstration der künstlerischen Vielfalt im Verein (zeitgleich-zeitzeichen), die Erörterung berufsspezifischer Themen (Jäger und Sammler, ProKunst). Die vereinseigene Zeitschrift kultur politik, die Schrift Leitlinien zur Ausstellungsvergütung, das Kompendium Anlass-Nachlass, das Auskünfte zu den Fragen des Künstlernachlasses gibt, die Studie Leitfaden für Projekte ästhetischer Bildung und anderes bieten der Künstlerschaft nützliche Informationen zur beruflichen Orientierung.
Mittlerweile avanciert der Künstler an sich zum Leitbild für die Gesellschaft von morgen. Es zeichnet sich durch eine Bündelung besonderer Schlüsselqualifikationen aus, die ihm das Zeug zum Lebens-Entrepreneur geben und in den Augen des Unternehmers zum idealen ideell-geistigen Rahmen der Gesellschaft seine Rolle hat, sondern auch in Form von kultureller Kompetenz und Umsatz-Zahlen einen ökonomischen Potenz-Faktor darstellt, der Wirtschaft und Politik zunehmend interessiert, schreitet man an etlichen Orten mittels Einrichtung von Arbeitskreisen und Foren zu einer Selbsthilfe parallel zum BBK. Seit einiger Zeit auch in Regensburg.
Der Kunstverein Weiden liegt im Wirkungs-Feld des BBK Niederbayern-Oberpfalz, der seinen Sitz in Regensburg hat. Gegründet wurde er 1946, in einer Kriegs-Trümmer-Landschaft wie viele Kunst- und Kultur-Einrichtungen nach dem Kahlschlag der Nazi-Diktatur, und folgte dem Zweck, die Lebensverhältnisse der Berufs-Künstler/Innen, unter denen es geographisch bedingt viele heimatvertriebene Flüchtlinge gab, gemeinschaftlich zu stabilisieren. Des weiteren fungierte der BBK als Bindeglied zur Modernen Kunst, die über ein Jahrzehnt lang als entartet diffamiert, systematisch entfernt und aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden war. Dabei war die Oberpfalz im Bereich Malerei keine Domäne der Abstraktion, abstrakte Bildhauerei ja, landschaftliches Malen und Zeichnen wurde von Expression und Neuer Sachlichkeit getragen.
In Folgendem sollen, bevor wir uns ausdrücklich wieder dem Thema BBK widmen, Aura, Hintergrund und Struktur des regionalen Kunst- und Kulturzentrums Regensburg schlaglichtartig greifbar werden, auch auf die Gefahr der Unvollständigkeit hin. Unvollständigkeit ist bei der gegebenen Informationsfülle und dem offenen Forschungsbedarf unvermeidlich, wir können nur hoffen, dass der Mut zur Lücke, der hier wirksam wird, im Bündnis mit der künstlerischen Freiheit kein allzu schiefes Bild hervorbringt.
Arbeitnehmer machen. Hier werden Kreativität und Innovationsfähigkeit, Individualismus, Idealismus, Selbstverwirklichung und Selbstverantwortung, Ich-Kompetenz, Ausdauer und Bedürfnislosigkeit groß geschrieben, Studien legen den Beweis vor, dass der künstlerisch tätige Bevölkerungsanteil indirekt positive Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft hat.
Unter dem Titel „Kreativwirtschaft“, der auf das Phänomen verweist, dass Kunst nicht nur im ideell-geistigen Rahmen der Gesellschaft seine Rolle hat, sondern auch in Form von kultureller Kompetenz und Umsatz-Zahlen einen ökonomischen Potenz-Faktor darstellt, der Wirtschaft und Politik zunehmend interessiert, schreitet man an etlichen Orten mittels Einrichtung von Arbeitskreisen und Foren zu einer Selbsthilfe parallel zum BBK. Seit einiger Zeit auch in Regensburg.
Der Kunstverein Weiden liegt im Wirkungs-Feld des BBK Niederbayern-Oberpfalz, der seinen Sitz in Regensburg hat. Gegründet wurde er 1946, in einer Kriegs-Trümmer-Landschaft wie viele Kunst- und Kultur-Einrichtungen nach dem Kahlschlag der Nazi-Diktatur, und folgte dem Zweck, die Lebensverhältnisse der Berufs-Künstler/Innen, unter denen es geographisch bedingt viele heimatvertriebene Flüchtlinge gab, gemein-schaftlich zu stabilisieren. Des weiteren fungierte der BBK als Bindeglied zur Modernen Kunst, die über ein Jahrzehnt lang als entartet diffamiert, systematisch entfernt und aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden war. Dabei war die Oberpfalz im Bereich Malerei keine Domäne der Abstraktion, abstrakte Bildhauerei ja, land-schaftliches Malen und Zeichnen wurde von Expression und Neuer Sachlichkeit getragen.
In Folgendem sollen, bevor wir uns ausdrücklich wieder dem Thema BBK widmen, Aura, Hintergrund und Struktur des regionalen Kunst- und Kulturzentrums Regensburg schlaglichtartig greifbar werden, auch auf die Gefahr der Unvollständigkeit hin. Unvollständigkeit ist bei der gegebenen Informationsfülle und dem offenen Forschungsbedarf unvermeidlich, wir können nur hoffen, dass der Mut zur Lücke, der hier wirksam wird, im Bündnis mit der künstlerischen Freiheit kein allzu schiefes Bild hervorbringt.
Das künstlerische Gemeinschaftswesen in Regensburg geht, wenn man genau sein will, bis ins 15./16. Jahrhundert, in die Zeit der Dombauhütten und Albrecht Altdorfers zurück, als Regensburg, das einstige Römer-Kastell, Freie Reichsstadt und Drehscheibe für den Ost-West- und Nord-Süd-Handel war. Die zentrale Stellung in Mittelalter und Neuzeit, die durch die Einführung des immerwährenden Reichstags in Regensburg einen besonderen Glanz bekam, verlor sich spätestens mit der Auflösung des Reichstages 1803. Der dreißigjährige Krieg und die napoleonischen Kriege streiften die Stadt nur, im zweiten Weltkrieg waren die Messerschmidt- Flugzeugwerke und die Hafenanlage von strategischer Bedeutung und wurden Ziele von Luftangriffen, in den letzten Kriegstagen wurde die Steinerne Brücke gesprengt.
Das Regensburg, das wir heute haben, steht nach München, Nürnberg und Augsburg an vierter Stelle unter den Großstädten des Freistaates Bayern, der Regierungssitz des Bezirks Oberpfalz ist seit 1965 Universitätsstadt: Begriffe wie Klini- kum, Rhein-Main-Donau-Kanal, BMW, Toshiba, Siemens und andere verweisen auf den Begriff Fortschritt und zeigen, dass auch hier das bayerische Erfolgsrezept Laptop und Lederhose zu funktionieren scheint. Die Domstadt wurde 2006 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt, scheiterte aber bei ihrer Bewerbung um den Zuschlag zur europäischen Kulturhauptstadt 2010, Grund war, wenn man es so nennen will, ein Bannspruch, der öffentliche Widerspruch des amtierenden Bischofs gegen ein Gemälde von Martin Kippenberger, das für ein Plakat verwendet wurde und einen gekreuzigten Frosch darstellte. Dagegen kamen Kultur-Profis wie Veit Loers, Lindinger und Schmidt und Christoph Schlingensief nicht an.
Das künstlerische Leben der Vergangenheit, das man mit dem Heute verbindet, begann Anfang des 19 Jahrhunderts im Wandel der ständischen Gesellschaft zur liberalen Bürgergesellschaft. Nachdem der Versuch des Fürstprimas Carl Theodor von Dahlberg, den ein aufklärerisch-fortschrittlicher Geist bewegte, in Regensburg eine Merkantil-Zeichenschule, eine Einrichtung in der Art einer Kunstakademie, zu gründen, gescheitert war, verblieb die Kunst in der Donaumetropole als Sache einzelner Künstlerpersönlichkeiten und der bürgerlichen Selbsthilfe in Form von Vereins- und Gruppen-Bildungen, um dem Goethe-Wort zu folgen: "Wo käm die schönste Bildung her, und wenn sie nicht vom Bürger wär." Der Kunstverein Regensburg wurde, den lebenssteigernden Wert von Bild und Bildung im Blick, 1838 unter dem Protektorat des Fürstlichen Hauses von Thurn und Taxis gegründet, wo im Zusammenhang mit der Walhalla-Eröffnung auch schon mal König Ludwig I vorbeischaute.
Ob sich in den Umstand, dass hier ein Jahr später Spitzwegs „Armer Poet“ ausgestellt und verkauft wurde, Prophetisches und Leitbildhaftes hineininterpretieren lässt, bleibt Ansichtssache. Auch wenn mit Blick auf die oben genannte Kulturhauptstadtbewerbung, die ins Donauwasser fiel, da sich die Kräfte vor Ort nicht zum Großen hin bündeln ließen, einiges dafür spricht, wäre es falsch, das im Einzelnen Gegebene nicht zu würdigen. Der Kunstverein, dem die fränkische Tagespost 1904 eine „gänzlich versandete Kunstvereins-Idee“ diagnostizierte, schloss im Alter von 87 Jahren seine Pforten.
Aber damit war es mit der Kunst nicht zu Ende. Es gibt eine strukturelle Veränderung. Der „Neuer Regensburger Kunstverein“, der im Jahre 1987 gegründet wird, ist eine Künstlervereinigung, sie ist nicht wie der Namensvorgänger eine Fördervereinigung betuchter, schöngeistiger Bürger für Gegenwartskunst, wie das jedenfalls ganz nach deutscher Tradition im Ursprung gewesen zu sein scheint.
Besagter erster Kunstverein lebt im Kunst- und Gewerbe-Verein, einer Fusion aus Kunstverein und Gewerbeverein auch heute noch weiter, die 1925 stattfand und bürgerliche Schöngeistigkeit mit schöpferischem Handwerk und Gewerbe im Widerstand gegen die Industrialisierung zu einer Kampfgemeinschaft zusammenschloss.
Das Verlangen nach künstlerischem Besitz wird heute vorrangig über die Galerien-Szene gestillt, in der besonders die Galerien Peter Bäumler / Andrea Madesta und Michael Zink zu nennen sind, letztere verließ Regensburg um die Jahrtausendwende, Stationen sind München, Berlin, Waldkirchen in der Oberpfalz. Lindinger und Schmidt gründeten hier 1991 ihren Verlag nebst einer Galerie, in der sich die Creme de la Creme die Klinke reichte, 1996 ihre bundesweit vertriebene Kunstzeitung, und blieben nicht, sind jetzt in Berlin. Neben zwei Kunstmuseen, dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie, der Städtischen Galerie im Leeren Beutel und der Fotogalerie „Licht und Schatten“ in den 1990er Jahren, gibt es heute an die zehn kommerziellen Galerien, die regionale und internationale Kunst anbieten.
Anderweitig künstlerische Einrichtungen schulischer, vereinsmäßiger und festivalmäßiger Art, die seit 1945 und vorher schon an der Gestalt der Regensburger Kunstwelt mitwirken, gibt bzw gab es in Regensburg auch ein gutes Dutzend, wie der BBK in seiner Gedenkschrift zum 50 jährigen Bestehen auflistet. Erwähnenswert in Bezug auf ihre öffentliche Wirksamkeit und historische Bedeutung sind vor allem folgende:
Die Sichel 1919-21, Zeitschrift mit bildnerischen und textlichen Beiträgen aus der deutschen und europäischen Kunstwelt und eine Vereinigung von expressionistischen Dichtern und Künstlern, deren besondere Triebfeder der auch heute noch beachtete Schriftsteller Georg Britting war.
Die Künstlergruppe WARUM VÖGEL FLIEGEN, die, bestehend aus Jürgen Huber, Wolfgang Keuchl, Günther Kempf und Uli Boris Pöppl, den gesellschaftskritischen Geist des Internationalen Situationismus und der Gruppe Spur aus den 1960er Jahren wieder aufleben ließ.
In den Jahren 1986 bis 1994 unterhielt Warum Vögel fliegen einen intensiven Kontakt mit renommierten Galerien, wo sie auch Beispiele multipler Autorenschaft im Sinne ihrer Domino- Theorie vorstellte, und lud renommierte Kunst-Theoretiker und Publizisten nach Regensburg ein, die in ihrer Vortragsreihe „Politik der Kunst“ auftraten und mit Namen wie Bazon Brock, Peter Weibel, Florian Rötzer dafür sorgten, dass Regensburg eine Zeitlang als Adresse im deutschen Ästhetik-Diskurs bekannt war.
Die donumenta ist ein Festival, das seit 2003 jährlich an mehreren Örtlichkeiten der Stadt Regensburg stattfindet und unter unterschiedlichen Themen als „Internationaler Ankerplatz für Kunst und Kultur der Donauländer“ von 2003 bis 2011 jeweils die aktuelle zeitgenössische Kunst eines Donau-Anrainerstaates zeigte. 2012 er- weiterten die Macher, allen voran die Initiatorin, die Künstlerin Regina Hellwig Schmid, den Fokus auf den gesamten Donauraum von Regensburg bis zum Schwarzen Meer (Zitat: Wikipedia).
In diesen Rahmen, den die oben genannten Namen repräsentieren, gliedert sich der BBK Niederbayern-Oberpfalz ein, als Zweckverband mit Anspruch und Tradition und Begegnungsraum der Generationen.
Die Vorsitzenden des BBL Niederbayern- Oberpfalz seit 1946 sind: Otto Baumann, Max Wissner, Franz Weichmann, Friedrich W. Vohgt, Richard Grieb, Max Geyer, Franz Weichmann, Rupert P. Preißl, Heiner Riepl, Alfred Böschl, Der jetzige erste und zweite Vorsitzende sind Ludwig Bäuml und Stefan Bircheneder.
Der BBK zählt rund 250 Mitglieder ganz verschiedener Jahrgänge, so dass er auch in seiner Altersstruktur einen signifikanten Ausschnitt und Querschnitt regionaler Kunst und Geistes-Geschichte zeigt.
Unter dem Titel „A bis Zett“ lädt der Kunstverein Weiden die Künstlerschaft, die im BBK vertreten ist, ein, unter dem Gesichtspunkt von Zeitgenossenschaft und Geschichte als Repräsentanten Oberpfälzer Kunst Position zu beziehen.
Die Ausstellung „Von A bis Zett“, deren Auswahl nach dem Zufalls-Moment der alphabetischen Reihe erfolgt, lässt sich darüber hinaus selber auch als Bild über den Bildern, als Meta-Bild betrachten.
Was sehen wir auf dieser Ebene? Da treten uns das offene Strömen der Geschichte und die Anschluss-Möglichkeiten, die jede Einzel-Position bietet, in den Blick, geordnet wie die Glieder einer DNA, die in ihren bemessenen Elementen ein Unendliches an kreativer Kraft bereithält, das Mut zum Machen macht. Make Love not War. Heimat Deine Sterne.
Wolfgang Herzer
Von A bis Zett
Teil 1
Der BBK (Berufsverband bildender Künstler)
Niederbayern/Oberpfalz
und seine Künstler/Innen von A bis M
Eröffnung
Freitag, 12. Mai, 20 Uhr
Ausstellungsdauer
12. Mai – 02. Juli 2017
Geöffnet
So 14 – 18 Uhr, Do bis Sa 21 – 24 Uhr
Eingang durch das Vereins-Lokal Neues Linda
Info
Alois Achatz, Pauline Ader, Rayk Amelang, Wilfried Anthofer, Marlies Bartl, Ludwig Bäuml, Stefan Bircheneder, Ursula Bolck-Jopp, Dietmar Bongard, Werner Claßen, Gisela Conrad, Herbert Farnholz, Stefan Giesbert Fromberger, Peter Gigglberger, Erika Einhellinger, Michaela Geissler, Florian Geissler, Gisela Griem, Andreas Guber, Barbara Gufler, Ute Haas, Renate Haimerl-Brosch, Ulrike Heß, Rose Heuberger, Annegret Hoch, Barbara Sophie Höcherl, Theodor Holzer, Renate Höning, Georg Hornung, Alfred Kainz, Rita Karrer, Ekkehard Keppler, Hildegard Klepper-Paar, Christian Kölbl, Helmut Langhammer, Ruthild Langhammer, Fritz Königbauer, Elsa Lindner, Stefan Link, Maria Maier, Günter Mauermann, Josef Mayer, Manfred Mayerle, Barbara Muhr
Seit 2014 führt der Kunstverein Weiden eine Ausstellungsreihe bezüglich der Institutionen des Kunstbetriebs durch, um dem Publikum den ganzen Bereich der miteinander verbundenen und interagierenden künstlerischen Wert-Bestimmungs-Faktoren zu veranschaulichen. Dabei soll auch das Publikum selber animiert werden, seine Rolle als Dialog-Partner, Nutzer, Animateur, Kritiker und Förderer zu reflektieren.
Eine besonders wichtige Rolle im Betriebssystem Kunst, die Rolle als Solidar-Gemeinschaft und Lobby, spielt der Berufsverband Bildender Künstler (BBK).
Der Berufsverband Bildender Künstler mit Sitz des Bundesverbandes in Bonn ist eine Gründung aus dem Jahre 1972. Sie fand in der denkwürdigen Frankfurter Paulskirche statt und war das Ergebnis eines Kongresses, zum dem unter dem Motto „Mehr Solidarität zum gemeinsamen Handeln“ zahlreiche Künstlerorganisationen aus der ganzen Bundesrepublik zusammengekommen waren. Zweck und Folge dieser Gründung war die Einrichtung einer Plattform zur Verbesserung der sozialen und berufsspezifischen Bedingungen für Künstler/innen. Mit seinen heute mehr als 10.000 Mitgliedern ist der BBK die größte und erfolgreichste Künstler/innen-Organisation in der Europäischen Union.
Der BBK gliedert sich auf Länderebene in 15 Landesverbände, sie vertreten ein ganzes Spektrum an beruflichen, sozialen und kulturpolitischen Interessen der Künstler/Innen gegenüber Bund und Ländern und deren nachgeordneten Behörden.
Dabei geht es schwerpunktmäßig um die Rahmen-Bedingungen für künstlerische Berufe in der Innen-, Finanz- und Außenpolitik, um die Kunst am Bau und die Künstler-Sozialversicherung. Das ist eine lange Geschichte, die der unausrottbare Mythos von einer Kunst, die von Luft und Liebe satt werde, gerne versteckt.
Die Anfänge der formellen Kunst-am-Bau- Regelungen gehen dabei weit zurück, auf eine Initiative des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler. Der Verband berief sich auf Artikel 142 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919: „Kunst, Wissenschaft und Lehre sind frei. Der Staat gewährt ihnen Schutz und nimmt an ihrer Pflege teil.“
Das ist eines von über vier Jahrzehnten mühsam errungenen Struktur- Momenten gerade der einen beruflichen Existenz, die das Land der Dichter und Denker explizit für sein freigeistiges Image vereinnahmt, während die künstlerische Berufs- wirklichkeit so aussieht, dass aufs Ganze gesehen die meisten Freiheits-Repräsentanten des Geistes Angehörige der niedrigsten Einkommens-Klasse im Lande sind.
Die Künstlersozialkasse (KSK), die hier seit 1983 Erleichterung schafft, ist dabei nicht unumstritten, wie man aus Unternehmerkreisen und dem Bund der Steuerzahler hört. Zitat Wikipedia: Aber: „ Auf der anderen Seite warnen der Deutsche Kulturrat sowie die Journalistengewerkschaften dju, DJV und viele andere Verbände, dass eine Abschaff- ung der Künstlersozialversicherung das Ende des freien Journalismus in Deutschland bedeutete.
In einer Erklärung aus dem Jahr 2008 forderten auch die Sprecher der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen eindringlich den Erhalt der KSK. Die Künstlersozialkasse bilde für viele Künstler und Musiker die einzige Form der sozialen Absicherung. Ihre geforderte Abschaffung bzw. „unternehmensfreundliche Reform“ würde einen Schlag ins Gesicht gerade derjenigen bedeuten, „die trotz großem Engagement und Idealismus nicht gerade zu den Gewinnern der Ökonomisierung unser Gesellschaft gehören, einer Gesellschaft, die gerade beginnt zu begreifen, welche Bedeutung die „kreative Klasse“ für ihre Zukunft besitzt.“
Die Errungenschaften, auf die der BBK mit klassenbewussten Stolz blicken kann, sind vor allem die Künstlersozialkasse, die 1983 wirksam wurde und allen freischaffenden, nicht kunsthandwerklich tätigen Vertreter/innen der verschiedenen Kunstsparten und der Publizistik, einen Zugang zur gesetzlichen Kranken- Pflege und Rentenversicherung ermöglicht, die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst, die 1968 zur Wahrung der künstlerischen Urheberrechte gegründet wurde, und der Leitfaden Kunst am Bau, mit dem sich der Staat als Bauherr verpflichtet, um die 1% der Baukosten öffentlicher Gebäude für Kunstwerke zu verwenden.
Was noch aussteht ist die Einführung einer Ausstellungsvergütung. Hierzu gründete der BBK zusammen mit dem deutschen Künstlerbund, der GEDOK, der ver.di-Fachgruppe Bildende Kunst und der VG Bild-Kunst im Juni 2016 die Initiative Ausstellungsvergütung.
Weiterhin bietet der BBK eine Reihe an Projekten, turnusmäßigen Gemeinschaftsausstellungen, Symposien und Publikationen an, bei denen es um die Förderung bildungsbenachteiligter Kinder und Jugendlicher geht (Kultur macht stark), um die Demonstration der künstlerischen Vielfalt im Verein (zeitgleich-zeitzeichen), die Erörterung berufsspezifischer Themen (Jäger und Sammler, ProKunst). Die vereinseigene Zeitschrift kultur politik, die Schrift Leitlinien zur Ausstellungsvergütung, das Kompendium Anlass-Nachlass, das Auskünfte zu den Fragen des Künstlernachlasses gibt, die Studie Leitfaden für Projekte ästhetischer Bildung und anderes bieten der Künstlerschaft nützliche Informationen zur beruflichen Orientierung.
Mittlerweile avanciert der Künstler an sich zum Leitbild für die Gesellschaft von morgen. Es zeichnet sich durch eine Bündelung besonderer Schlüsselqualifikationen aus, die ihm das Zeug zum Lebens-Entrepreneur geben und in den Augen des Unternehmers zum idealen ideell-geistigen Rahmen der Gesellschaft seine Rolle hat, sondern auch in Form von kultureller Kompetenz und Umsatz-Zahlen einen ökonomischen Potenz-Faktor darstellt, der Wirtschaft und Politik zunehmend interessiert, schreitet man an etlichen Orten mittels Einrichtung von Arbeitskreisen und Foren zu einer Selbsthilfe parallel zum BBK. Seit einiger Zeit auch in Regensburg.
Der Kunstverein Weiden liegt im Wirkungs-Feld des BBK Niederbayern-Oberpfalz, der seinen Sitz in Regensburg hat. Gegründet wurde er 1946, in einer Kriegs-Trümmer-Landschaft wie viele Kunst- und Kultur-Einrichtungen nach dem Kahlschlag der Nazi-Diktatur, und folgte dem Zweck, die Lebensverhältnisse der Berufs-Künstler/Innen, unter denen es geographisch bedingt viele heimatvertriebene Flüchtlinge gab, gemeinschaftlich zu stabilisieren. Des weiteren fungierte der BBK als Bindeglied zur Modernen Kunst, die über ein Jahrzehnt lang als entartet diffamiert, systematisch entfernt und aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden war. Dabei war die Oberpfalz im Bereich Malerei keine Domäne der Abstraktion, abstrakte Bildhauerei ja, landschaftliches Malen und Zeichnen wurde von Expression und Neuer Sachlichkeit getragen.
In Folgendem sollen, bevor wir uns ausdrücklich wieder dem Thema BBK widmen, Aura, Hintergrund und Struktur des regionalen Kunst- und Kulturzentrums Regensburg schlaglichtartig greifbar werden, auch auf die Gefahr der Unvollständigkeit hin. Unvollständigkeit ist bei der gegebenen Informationsfülle und dem offenen Forschungsbedarf unvermeidlich, wir können nur hoffen, dass der Mut zur Lücke, der hier wirksam wird, im Bündnis mit der künstlerischen Freiheit kein allzu schiefes Bild hervorbringt.
Arbeitnehmer machen. Hier werden Kreativität und Innovationsfähigkeit, Individualismus, Idealismus, Selbstverwirklichung und Selbstverantwortung, Ich-Kompetenz, Ausdauer und Bedürfnislosigkeit groß geschrieben, Studien legen den Beweis vor, dass der künstlerisch tätige Bevölkerungsanteil indirekt positive Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft hat.
Unter dem Titel „Kreativwirtschaft“, der auf das Phänomen verweist, dass Kunst nicht nur im ideell-geistigen Rahmen der Gesellschaft seine Rolle hat, sondern auch in Form von kultureller Kompetenz und Umsatz-Zahlen einen ökonomischen Potenz-Faktor darstellt, der Wirtschaft und Politik zunehmend interessiert, schreitet man an etlichen Orten mittels Einrichtung von Arbeitskreisen und Foren zu einer Selbsthilfe parallel zum BBK. Seit einiger Zeit auch in Regensburg.
Der Kunstverein Weiden liegt im Wirkungs-Feld des BBK Niederbayern-Oberpfalz, der seinen Sitz in Regensburg hat. Gegründet wurde er 1946, in einer Kriegs-Trümmer-Landschaft wie viele Kunst- und Kultur-Einrichtungen nach dem Kahlschlag der Nazi-Diktatur, und folgte dem Zweck, die Lebensverhältnisse der Berufs-Künstler/Innen, unter denen es geographisch bedingt viele heimatvertriebene Flüchtlinge gab, gemein-schaftlich zu stabilisieren. Des weiteren fungierte der BBK als Bindeglied zur Modernen Kunst, die über ein Jahrzehnt lang als entartet diffamiert, systematisch entfernt und aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden war. Dabei war die Oberpfalz im Bereich Malerei keine Domäne der Abstraktion, abstrakte Bildhauerei ja, land-schaftliches Malen und Zeichnen wurde von Expression und Neuer Sachlichkeit getragen.
In Folgendem sollen, bevor wir uns ausdrücklich wieder dem Thema BBK widmen, Aura, Hintergrund und Struktur des regionalen Kunst- und Kulturzentrums Regensburg schlaglichtartig greifbar werden, auch auf die Gefahr der Unvollständigkeit hin. Unvollständigkeit ist bei der gegebenen Informationsfülle und dem offenen Forschungsbedarf unvermeidlich, wir können nur hoffen, dass der Mut zur Lücke, der hier wirksam wird, im Bündnis mit der künstlerischen Freiheit kein allzu schiefes Bild hervorbringt.
Das künstlerische Gemeinschaftswesen in Regensburg geht, wenn man genau sein will, bis ins 15./16. Jahrhundert, in die Zeit der Dombauhütten und Albrecht Altdorfers zurück, als Regensburg, das einstige Römer-Kastell, Freie Reichsstadt und Drehscheibe für den Ost-West- und Nord-Süd-Handel war. Die zentrale Stellung in Mittelalter und Neuzeit, die durch die Einführung des immerwährenden Reichstags in Regensburg einen besonderen Glanz bekam, verlor sich spätestens mit der Auflösung des Reichstages 1803. Der dreißigjährige Krieg und die napoleonischen Kriege streiften die Stadt nur, im zweiten Weltkrieg waren die Messerschmidt- Flugzeugwerke und die Hafenanlage von strategischer Bedeutung und wurden Ziele von Luftangriffen, in den letzten Kriegstagen wurde die Steinerne Brücke gesprengt.
Das Regensburg, das wir heute haben, steht nach München, Nürnberg und Augsburg an vierter Stelle unter den Großstädten des Freistaates Bayern, der Regierungssitz des Bezirks Oberpfalz ist seit 1965 Universitätsstadt: Begriffe wie Klini- kum, Rhein-Main-Donau-Kanal, BMW, Toshiba, Siemens und andere verweisen auf den Begriff Fortschritt und zeigen, dass auch hier das bayerische Erfolgsrezept Laptop und Lederhose zu funktionieren scheint. Die Domstadt wurde 2006 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt, scheiterte aber bei ihrer Bewerbung um den Zuschlag zur europäischen Kulturhauptstadt 2010, Grund war, wenn man es so nennen will, ein Bannspruch, der öffentliche Widerspruch des amtierenden Bischofs gegen ein Gemälde von Martin Kippenberger, das für ein Plakat verwendet wurde und einen gekreuzigten Frosch darstellte. Dagegen kamen Kultur-Profis wie Veit Loers, Lindinger und Schmidt und Christoph Schlingensief nicht an.
Das künstlerische Leben der Vergangenheit, das man mit dem Heute verbindet, begann Anfang des 19 Jahrhunderts im Wandel der ständischen Gesellschaft zur liberalen Bürgergesellschaft. Nachdem der Versuch des Fürstprimas Carl Theodor von Dahlberg, den ein aufklärerisch-fortschrittlicher Geist bewegte, in Regensburg eine Merkantil-Zeichenschule, eine Einrichtung in der Art einer Kunstakademie, zu gründen, gescheitert war, verblieb die Kunst in der Donaumetropole als Sache einzelner Künstlerpersönlichkeiten und der bürgerlichen Selbsthilfe in Form von Vereins- und Gruppen-Bildungen, um dem Goethe-Wort zu folgen: "Wo käm die schönste Bildung her, und wenn sie nicht vom Bürger wär." Der Kunstverein Regensburg wurde, den lebenssteigernden Wert von Bild und Bildung im Blick, 1838 unter dem Protektorat des Fürstlichen Hauses von Thurn und Taxis gegründet, wo im Zusammenhang mit der Walhalla-Eröffnung auch schon mal König Ludwig I vorbeischaute.
Ob sich in den Umstand, dass hier ein Jahr später Spitzwegs „Armer Poet“ ausgestellt und verkauft wurde, Prophetisches und Leitbildhaftes hineininterpretieren lässt, bleibt Ansichtssache. Auch wenn mit Blick auf die oben genannte Kulturhauptstadtbewerbung, die ins Donauwasser fiel, da sich die Kräfte vor Ort nicht zum Großen hin bündeln ließen, einiges dafür spricht, wäre es falsch, das im Einzelnen Gegebene nicht zu würdigen. Der Kunstverein, dem die fränkische Tagespost 1904 eine „gänzlich versandete Kunstvereins-Idee“ diagnostizierte, schloss im Alter von 87 Jahren seine Pforten.
Aber damit war es mit der Kunst nicht zu Ende. Es gibt eine strukturelle Veränderung. Der „Neuer Regensburger Kunstverein“, der im Jahre 1987 gegründet wird, ist eine Künstlervereinigung, sie ist nicht wie der Namensvorgänger eine Fördervereinigung betuchter, schöngeistiger Bürger für Gegenwartskunst, wie das jedenfalls ganz nach deutscher Tradition im Ursprung gewesen zu sein scheint.
Besagter erster Kunstverein lebt im Kunst- und Gewerbe-Verein, einer Fusion aus Kunstverein und Gewerbeverein auch heute noch weiter, die 1925 stattfand und bürgerliche Schöngeistigkeit mit schöpferischem Handwerk und Gewerbe im Widerstand gegen die Industrialisierung zu einer Kampfgemeinschaft zusammenschloss.
Das Verlangen nach künstlerischem Besitz wird heute vorrangig über die Galerien-Szene gestillt, in der besonders die Galerien Peter Bäumler / Andrea Madesta und Michael Zink zu nennen sind, letztere verließ Regensburg um die Jahrtausendwende, Stationen sind München, Berlin, Waldkirchen in der Oberpfalz. Lindinger und Schmidt gründeten hier 1991 ihren Verlag nebst einer Galerie, in der sich die Creme de la Creme die Klinke reichte, 1996 ihre bundesweit vertriebene Kunstzeitung, und blieben nicht, sind jetzt in Berlin. Neben zwei Kunstmuseen, dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie, der Städtischen Galerie im Leeren Beutel und der Fotogalerie „Licht und Schatten“ in den 1990er Jahren, gibt es heute an die zehn kommerziellen Galerien, die regionale und internationale Kunst anbieten.
Anderweitig künstlerische Einrichtungen schulischer, vereinsmäßiger und festivalmäßiger Art, die seit 1945 und vorher schon an der Gestalt der Regensburger Kunstwelt mitwirken, gibt bzw gab es in Regensburg auch ein gutes Dutzend, wie der BBK in seiner Gedenkschrift zum 50 jährigen Bestehen auflistet. Erwähnenswert in Bezug auf ihre öffentliche Wirksamkeit und historische Bedeutung sind vor allem folgende:
Die Sichel 1919-21, Zeitschrift mit bildnerischen und textlichen Beiträgen aus der deutschen und europäischen Kunstwelt und eine Vereinigung von expressionistischen Dichtern und Künstlern, deren besondere Triebfeder der auch heute noch beachtete Schriftsteller Georg Britting war.
Die Künstlergruppe WARUM VÖGEL FLIEGEN, die, bestehend aus Jürgen Huber, Wolfgang Keuchl, Günther Kempf und Uli Boris Pöppl, den gesellschaftskritischen Geist des Internationalen Situationismus und der Gruppe Spur aus den 1960er Jahren wieder aufleben ließ.
In den Jahren 1986 bis 1994 unterhielt Warum Vögel fliegen einen intensiven Kontakt mit renommierten Galerien, wo sie auch Beispiele multipler Autorenschaft im Sinne ihrer Domino- Theorie vorstellte, und lud renommierte Kunst-Theoretiker und Publizisten nach Regensburg ein, die in ihrer Vortragsreihe „Politik der Kunst“ auftraten und mit Namen wie Bazon Brock, Peter Weibel, Florian Rötzer dafür sorgten, dass Regensburg eine Zeitlang als Adresse im deutschen Ästhetik-Diskurs bekannt war.
Die donumenta ist ein Festival, das seit 2003 jährlich an mehreren Örtlichkeiten der Stadt Regensburg stattfindet und unter unterschiedlichen Themen als „Internationaler Ankerplatz für Kunst und Kultur der Donauländer“ von 2003 bis 2011 jeweils die aktuelle zeitgenössische Kunst eines Donau-Anrainerstaates zeigte. 2012 er- weiterten die Macher, allen voran die Initiatorin, die Künstlerin Regina Hellwig Schmid, den Fokus auf den gesamten Donauraum von Regensburg bis zum Schwarzen Meer (Zitat: Wikipedia).
In diesen Rahmen, den die oben genannten Namen repräsentieren, gliedert sich der BBK Niederbayern-Oberpfalz ein, als Zweckverband mit Anspruch und Tradition und Begegnungsraum der Generationen.
Die Vorsitzenden des BBL Niederbayern- Oberpfalz seit 1946 sind: Otto Baumann, Max Wissner, Franz Weichmann, Friedrich W. Vohgt, Richard Grieb, Max Geyer, Franz Weichmann, Rupert P. Preißl, Heiner Riepl, Alfred Böschl, Der jetzige erste und zweite Vorsitzende sind Ludwig Bäuml und Stefan Bircheneder.
Der BBK zählt rund 250 Mitglieder ganz verschiedener Jahrgänge, so dass er auch in seiner Altersstruktur einen signifikanten Ausschnitt und Querschnitt regionaler Kunst und Geistes-Geschichte zeigt.
Unter dem Titel „A bis Zett“ lädt der Kunstverein Weiden die Künstlerschaft, die im BBK vertreten ist, ein, unter dem Gesichtspunkt von Zeitgenossenschaft und Geschichte als Repräsentanten Oberpfälzer Kunst Position zu beziehen.
Die Ausstellung „Von A bis Zett“, deren Auswahl nach dem Zufalls-Moment der alphabetischen Reihe erfolgt, lässt sich darüber hinaus selber auch als Bild über den Bildern, als Meta-Bild betrachten.
Was sehen wir auf dieser Ebene? Da treten uns das offene Strömen der Geschichte und die Anschluss-Möglichkeiten, die jede Einzel-Position bietet, in den Blick, geordnet wie die Glieder einer DNA, die in ihren bemessenen Elementen ein Unendliches an kreativer Kraft bereithält, das Mut zum Machen macht. Make Love not War. Heimat Deine Sterne.
Wolfgang Herzer