Wohnen in Bayern
Ökologischer Wohnungsbau mit hoher Qualität.
Wanderausstellung. Kooeration BDA Bund Deutscher Architekten
21.02.—10.03.03
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde des Kunstvereins
Die Architektur ist die Mutter der Künste.
Zwischen dieser Feststellung, die Michelangelo, bis dato Maler und Bildhauer, auf seinem Schaffensgipfel als Architekt des Petersdomes traf, und unserer Alltags-Realität liegen Abgründe.
Wer aber das Programm des Kunstvereins Weiden und die regionale Kunst-und Kulturszene kennt, weiß , daß diese Tatsache auch in der Oberpfalz schon Brückenbauer auf den Plan gerufen hat. Bestes Beispiel ist die Fortsetzung der Ausstellung und des Buches „Aktuelle Architektur in der Oberpfalz“. Mit dieser engagierten Darstellung von Mustern zeitgemäßen, landschaftsbezogenen Bauens, die aus dem Amberger Büro Wilhelm hervorgeht, wird der Kunstverein vom 26.6. bis 6.7. in der Weidener Regionalbibliothek gastieren.
Die Februarausstellung des Kunstvereins „Wohnen in Bayern. Ökologischer Wohnungsbau mit hoher Qualität“, eine achtzehnteilige Fotopräsentation mit Grundrissen und aufschlußreichen Projektbeschreibungen, liegt in der Tradition dieses Kooperierens, eines ganzheitlich Denkens oder, wenn Sie es lieber mit Beuys sagen wollen, der „Sozialen Plastik“. Sie zeigt die Ergebnisse des „Landes-Wettbewerbs 2001 für den Wohnungsbau in Bayern“. Dieser Preiskampf der Ideen, den die Oberste Baubehörde alljährlich als Teil ihrer Initiative „Zukunft des Bauens“ auslobt, wurde im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit der bayerischen Architektenkammer unter den ökologischen Bewertungskriterien von Energieeinsparung und Umweltverträgl Íichkeit durchgeführt.
Die fünf Preise, sechs Anerkennungen und sieben zur Veröffentllichung vorgeschlagenen Arbeiten bei 43 Bewerbern mit 57 Beiträgen aus ganz Bayern geben dementsprechend einen Statusbericht vom Stand der Baukultur im Lande.
Die Schau dieser Spitzenleistungen, die sich über die Grundanforderungen an funktionalem Wohnraum hinaus auch beispielhaft den Problemen des Klimaschutzes, des gesellschaftlichen Wandels ebensowie hohen gestalterischen Ansprüchen stellen, ist dabei nicht nur als Forum für die Fachleute gedacht; sie will auch Nachahmungskitzel für potentielle Bauherren sein, die immerschon wollten, aber nicht glauben konnten, daß man sich trauen darf.
Der Termin im Kunstverein und der Kontakt zum Eröffnungsred ner, dem 1. Vorsitzenden des BDA Niederbayern/Oberpfalz Johannes Berschneider kam über die Weidener Architekten Beer zustande, die auch selber an dem Wettbewerb teilgenommen haben. Ihr Ausstellungs- Beitrag geht der Frage nach dem Umgang mit Altbaubeständen nach und gibt mit der Sanierung und dem Umbau eines Gründerzeithauses in der Moltkestrasse vor Ort praktische Information.
Unter diesem Zeichen sei auch erwähnt, daß die Beers vor drei Jahren die BDA-Vortragsreihe „Regionales Bauen“ in die Stadt geholt haben. Sie wird mittlerweile stark besucht. Das diesjährige Vortrags-Programm beginnt am 20. Februar mit Professor Peter Kaup, einer fachlichen Größe, die in Weiden auf mehr als nur akademisches Interesse stoßen dürfte, hat er doch als Erbauer der Max-Reger-Halle am Moderne-Ima Hge der Stadt maßgeblich mitgewirkt.
Lassen Sie uns als oberpfälzer Kunstverein, der u.a. den künstlerischen Nachlass einer so markanten Größe der hiesigen Öko-Szene wie Max Bresele verwaltet, abschließend noch einen Hinweis auf eine originäre Verbindung der Region mit der ökologische Ideen- und Wirkungsgeschichte geben.
Als in den Achziger Jahren, knapp zehn Jahre nach der Ölkrise und ihren autofreien Energie-Spar-Sonntagen, in der Oberpfalz die WAA , nach Betreiber-Meinung eine Art Pumpstation für die „unversiegbare Atomenergie“ gebaut werden sollte, hallte die eher stille Landschaft von vielerlei Parolen wider.
Eine war: Ökologisch Wohnen!
Bald zwanzig Jahre danach sind zwar die frühen Niedrig-Energie-Bau-Bastler und Solar-Pioniere, die nach Wackersdorf gekommen waren, und ihre Träume von einer Ökopfalz längst vergessen B. Doch an der Notwendigkeit, die das Schlagwort unter dem Sonnenzeichen angemahnt hatte, zweifelt Niemand mehr.
Dem Stück Oberpfälzer Identität und noch unaufgearbeiteter Geschichte, das uns aus dem Ausstellungstitel mit leiser Melancholie anblickt, werden Teile der Mai-Ausstellung im Kunstverein gewidmet sein.
Unter dem Titel „Bleibe im Lande und wehre Dich täglich oder das Fahrzeug Fernweh“, der als Referenz an die sozialgeschichtliche Seite der deutschen Romantik gemeint ist, will sich der Kunstverein Weiden am Romantik-Jahr des Tourismusverbandes Ostbayern mit einer Auswahl „biedermeierlicher Mythen und Ungemythlichkeiten“ unserer Tage beteiligen.